was bleibt:
da ist ein
schatz
in mir drin,
den ich mit
worten teilen
kann.
das macht
mich reich.
Der letzte Impuls für diesen frapalymo: die bleibende Beute. Wie schön, dass Sophie meine Anregung aufgenommen hat. Die Zeile von der bleibenden Beute war eine Endlosschleife beim Einsingen für das Chorkonzert. (Ihr könnt also erahnen, mit welchen Ohrwurm ich heute durch die Welt gehe.)
Was für mich von diesem frapalymo bleibt, ist das Gefühl einer großen Bereicherung: Das eigene Dichten zusammen mit den Anderen. Die zahlreichen Impulse. Die Gemeinschaft. Es war eine dichte Zeit. Danke dafür an alle Mitdichter und Leser und vor allem an die Chefin, Sophie Paulchen. Danke.
Leerstand
Da ist
nichts mehr:
Leerstand.
Kulissenwelt.
Man könnte
einen Film
drehen.
Leben,
echtes Leben,
ist hier
schon lang
nicht
mehr
zu finden.
das nichts darf heute bedichtet werden.
Meine Interpretation ist nahe liegend. Weil hier in der Oberlausitz oft Filme gedreht werden ...
Der November hat den Berg am Horizont verschwinden lassen.
Mit Licht war er geizig: meine Inspirationswand bekomme ich kaum noch ordentlich aufs Bild. Aber wer entdeckt etwas Bekanntes? Die Häuser beispielsweise?
Alle 11 Einblicke meiner Welt sind hier versammelt,
bei Tabea finden sich die Novemberbilder aller Teilnehmer.
Meins
Müde, meistens
munter, manchmal.
Mama sein, meine Mitte.
Märzkind,
Meistersgattin,
meine Oberlausitz mögend.
Meterweise Bücher lesend,
mäandernd unterwegs:
meistens schreibend.
Melodien mitsummend,
minimal madonnenhaft,
mitunter melancholisch:
mein Menschsein.
Sophie fragt uns heute: welcher Buchstabe wärt ihr gern?
Ich weiß, welche Zahl ich gern wäre - eine Zwei. Oder welche Farbe - ein warmes Rot. Aber Buchstabe? Das habe ich mir noch nie überlegt.
Da ich heute müde bin, ist es ein M-Gedicht geworden. Passt gut, wie ich beim schreiben merke.
meine licht bist du
wenn es hell wird im herz
unterwegs zu dir,
die zeit in
lichtgeschwindigkeit
verfliegt:
dann sind wir jung.
meine licht bist du
mag es trüben,
mag es altern,
mag es dunkel werden
schon am tag:
da ist etwas
tief in uns,
warm und sanft,
das leuchtet -
immer neu.
meine licht bist du
"um halb zwei, mittags im winter, ist das licht schon alt" - der heutige Impuls.
Ich bemerke an mir eine akute dichterische Müdigkeit. Es fällt mir schwer, eine Idee zu entwickeln. Nichts zündet mehr beim ersten Lesen des Impulses, es ist ein zähes Zeilenschinden geworden. Leer geschöpft fühle ich mich...
Noch drei Gedichte!
trutzburg
mir fällt
nichts ein:
dicht gebaut
und fest
gefügt
das gedanken-
gebäude.
nichts bröckelt,
kein riss,
eine trutzburg
heute.
da fällt
nichts ein
und mir
nichts zu.
zu dicht
für ein gedicht.
Bedichtet eine Redensart bittet uns Sophie heute in ihrem Impuls. Zuerst ist mir dazu nichts eingefallen. Gar nichts. Dann aber dachte ich an den Spruch, den ein Lehrer zu meinem Großvater gesagt haben soll: Schmidt, lerne du Baumeister, dir fällt nichts ein.
Er ist dann Maurer geworden und Fliesenlegermeister. Ein wirklicher Meister auf seinem Gebiet. Er fehlt mir.
Miss Autumn
With a dress
like fog
she brings us
the most beautiful colors.
Fräulein Herbst
Im Nebelgewand
bringt sie uns
die schönsten Farben
more autumn / mehr Herbst bei
Innere Stimme
Hol mich hier
raus,
entfalte mich.
Entfalte dich.
Lass uns
das Fliegen
wieder lernen.
gefaltete Vögel - so der Impuls für heute.
In meinem Gedicht gibt es keinen Vogel, aber das Falten und Fliegen ...
nichtachtung
(gedankenstrom)
menschen eines
solchen Schlages
sind ständig zu hätscheln
gewohnt, die lange
aufmerksamkeit zu
erhalten
mir werden sie nichts.
ich bin mir zu schwer in
meinen gedanken.
befindlichkeiten von herrn subjektiv.
herr ingrimm steht auch in der
tür.
sie weiter zu leiten ist negativ,
aber besser so.
bemerkungen:
hat er wieder?
schleppende blicke
geben mehr als vorhanden sich zeigt.
sehr negative welten verdienen es besser nicht!
mir werden sie nichts.
ich bin mir zu schwer in
meinen gedanken.
Den Automatengedichtautomaten werfen wir heute an. Beim frapalymo vor einem Jahr lernte ich diese Maschine kennen und nutze sie seitdem gern - diese Wortkombinationen, auf die man selbst nicht kommt, mag ich.
Ich habe einen eigenes Notat von gestern Abend in den Automaten geworfen und das Ergebnis nur wenig bearbeitet: das Durcheinander der Worte bleibt als Zeichen des Ducheinandersein des Denkenden.
Konzert
Oh, dass es
stets so wäre.
Oh, dass ich
immer fliege.
Durch Zeit
und Ewigkeit.
Bei diesem frapalymo trifft fast jeder Impuls meine Mitte. Heute bittet uns Sophie: dichtet zur Musik.
Gestern war ich bei der Generalprobe, morgen ist die Aufführung: Zeit und Ewigkeit von Johann Gottlieb Naumann. Ich singe im Chor und liebe es. Da hinein nun dieser Impuls - das ist unglaublich. (Sophie hat uns ein anderes Stück klassischer Musik angeboten - ich war so frei, bei meinem Konzert zu bleiben.)
Meine eigentlich unbeschreiblichen Gefühle gestern bei der Probe versuche ich in diesem Gedicht zu fassen. Die Sprache des 18. Jahrhunderts, aus dem die Kantate stammt, habe ich mir dazu geliehen.
Nahe kommen
Dein Geburtshaus
besichtigen.
Deine Bücher
lesen.
Deine Briefe
auch,
immer wieder.
Du, auf diesem
Kinderbild:
deine Kulleraugen,
mir so vertraut.
Näher kann
ich dir nicht
kommen.
Ich versuch es
trotzdem.
Immer wieder
Deine Bücher
lesen...
Vertraut uns nah - der Gegenimpuls zum gestrigen Fremd sein.
Mein Gedicht ist der Schriftstellerin Lisa Tetzner gewidmet, die mich schon lange begleitet. Über sie werde ich nächsten Dienstag einen Vortrag halten - natürlich in Lisa Tetzners Geburtsstadt Zittau.
nicht
eure
stimmen.
gerede,
small talk.
das Lied
in mir drin.
ich sing es
nicht.
ich bleib
euch
fremd.
gemeinsam
schweigen
sag nichts.
ich weiß,
was mit dir
ist.
lass dich
in die arme
nehmen.
singen
noch ist das wort dunkel.
doch wir können ein licht
anzünden im wort.
lassen wir es zum lied werden.
Abgeschnitten von den frapalymo-Impulsen entstand dieses Gedicht nach Gedanken von Abraham Joshua Herschel.
sanft
Klarinettentöne
wiegen mich
im Schlaf.
Geträumte Töne nur,
dennoch sind sie
tröstlich.
Abgeschnitten von Sophies Impulsen mache ich mir meinen eigenen Reim auf den Tag.
ratlos
So geht es nicht:
die heimat wie einen
flecken vor mich
hinlegen,
ein stück heraus
schneiden
und mit
nehmen,
damit ich überall
zu hause bin.
so geht es nicht.
aber wie dann?
Abgeschnitten von den Impulsen habe ich hier mein Heimweh verdichtet.
Mondschaukel
Wer dich findet,
wird beschenkt
mit dem
Himmelszelt
Abgeschnitten von den frapalymo-Impulsen aus dem Tag gefischt.
Türen öffnen sich
Ausstieg in Fahrtrichtung
rechts
Übergang zum
Regionalverkehr und
zu einem
anderen Leben
Steig aus,
wenn du im
falschen Zug sitzt.
Entstanden nach diesem Impuls "Türen schließen sich" und eigenem Erleben bei stundenlanger Zugfahrt...
Die Motte
Die Motte kriecht über die Wand
der Nebel ist schon wach
der Tag kommt aus dem schwarzen Land,
verspricht mir Ungemach.
Der Nebel ist schon wach,
ich aber gähne laut.
Verspricht mir Ungemach,
der Tag, der mir heut graut.
Ich aber gähne laut
und will ins Bett zurück,
der Tag, der mir heut graut,
mag mich mit keinem Blick.
Ich will ins Bett zurück,
Hinein ins Träumeland.
Statt dessen streift mein Blick,
die Motte an der Wand.
Heute stricken wir die Gedichte nach Schema P: ein Pantun soll es sein.
So ein Gerüst zum Dichen finde ich hilfreich; nicht immer, aber manchmal doch. Ein Pantun habe ich noch nie geschrieben. Dann mal los:
Wir haben also ein Baugerüst, doch welches Gebäude es werden soll, dass hat uns Sophie nicht verraten...
Mein suchender Blick fiel auf ein geflügeltes Tier an der Wand.
Wahr ist also die Motte an der Wand, der Rest ist frei erfunden und weist nur zufällig Ähnlichkeiten mit meinem Leben auf. Dichterische Freiheit eben.
dein ohr
du bist nicht allein.
leih den dingen dein ohr,
den teichen,
den wäldern.
allen bergen und himmeln.
stöpsel das ohr
dir nicht zu.
das meer singt es auch,
dein lied.
Herbst
Wow. Im Smog zu gehn.
Ein Busch? Ein Stein!
Kein Baum kann uns sehn,
Der Herbst, er sucht uns heim.
Einsilbigkeit ist das Motto des Tages: wir sollen Gedichte schreiben aus einsilbigen Worten.
Die Idee ist sehr gut, bei mir artete es leider in Produkte wie dieses da aus:
ein geh dicht für die katz / nur ein satz / mit viel platz / und ra batz / im geh hirn.
Mein Gehirn will das alles nicht ernst nehmen. Schlimm. Also habe ich eine Strophe von Hermann Hesse recht frei in die Einsilbigkeit übersetzt. Das ist eine
spannende Übung. Hier das Original:
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
teilen
wenn du
deinen mantel
zerteilst,
dann frieren
wir beide.
lass mich näher
an dich heran,
dann wärmt
dein mantel
uns zwei.
Passend zum Tage sollte es ein Gedicht sein zwischen Alaaf und Ich geh mit meiner Laterne.
Meines entstand aus der traditionellen Martinsgeschichte vom geteilten Mantel.
Diesmal anders
mit leichtem
Gepäck:
Stift, Papier
und Vertrauen.
Alles weitere
wird mich
finden.
Ein besonders schöner Impuls für heute: Taschenfunde. Erst wollte ich es mir leicht machen, und einfach auf dieses Gedicht vom letzten Jahr verweisen. Das passt thematisch...
Ich habe ein volles Wochenende hinter mir, deshalb kommen ich erst jetzt dazu, meine frapalymo-Beiträge einzustellen. Alles spricht dafür, es mir leicht zu machen. Doch die Inspiration war stärker!
Da ich versuche, nicht zu viel mit mir rumzuschleppen, Stift und Papier aber immer dabei sind - wie könnte ich ohne Schreiben leben - ergab sich dieses neue Gedicht.
Ich mag es sehr. Vielen Dank an Sophie für den Impuls und an die Muse, die mich auch in stressigen Zeiten küsst.
Lebenslied
Heute per Taxi,
morgen zu Fuß.
Übermorgen bringt
die Bahn mich zu spät.
Wohin es geht,
weiß ich nicht mehr.
Doch stillstehn kann
ich nicht.
Heute so fröhlich,
morgen allein,
übermorgen rast
alles an mir vorbei.
Wohin es geht,
weiß ich nicht mehr,
doch stillstehn will
ich nicht.
Heute sollen wir unser Lieblingsbuch aufschlagen, auf Seite 36 und den ersten vollständigen Satz als Impuls nehmen.
Ich nehme also mein Buch, das ich seit 1994 habe und immer wieder lese, das aber in Deutsch einen furchtbaren Titel hat:
Wie man eine Hochzeit überlebt ohne meschugge zu werden von Eve Horrowitz. Die amerikanische Ausgabe heißt Plain Jane und das passt besser. Eindeutig.
Auf Seite 36 steht: "Um diese Zeit ist es vielleicht besser, ein Taxi zu nehmen."
Das löste bei mir einen Songtext aus, an dem ich weiter arbeiten werde. Es ist sicherlich nicht mein Lebenslied, aber dieses Wochenende, das fühlt sich so an...
Schmerz
Dein Geschenk,
gut gemeint,
schön wie
eine
schwarze Rose.
Ihre Dornen
treffen mich
lächelnd,
ladylike.
"Ich bin eine Rose, ich habe einen Namen." - so der Impuls für dieses Gedicht. Wir sollten uns von der langen Liste der Rosennamen inspirieren lassen.
Bei mir ist es die Rose Ladylike geworden. Die sprang mir zuerst ins Auge, als ich mir die Rosennamen mit meinem Anfangsbuchstaben L anguckte. Es gibt sogar eine Rose, die nach mir benannt sein könnte: Lichtkönigin Lucia.
vergilbte gesichter
alles vergessen
alles vertan
nichts, was war,
wird wieder
kommen.
alles habt ihr
mir genommen.
schaut mich
nicht
so an.
Streunender Männerblick
Rotes Kleid
und schwarzes Haar
ein gelber Schirm
wie sonderbar.
Ein patriotisches
Schneewittchen.
Knackigerer Hintern
und bitte ohne Taschen,
so würde ich die Gute
ganz gerne gleich vernaschen.
Ade, du shoppendes
Schneewittchen.
Das Gedicht ist ohne dem Bild nur halb verständlich. Dem heutigen Impuls nach durften wird dieses Gemälde von Silvia Springorum bedichten. Bild der Dame im Regen mit Schirm
Mir ging der Ausstellungstitel "Der Streunende Blick" nicht aus dem Kopf, er beeinflusste meine heutigen Eingebungen in sehr einseitiger Weise.
Als Abwechslung zu novemberlicher Dichterei und als Kontrast zu gedeckter novemberlicher Farbpalette musste ich malen.
Inspiriert von einem Foto habe ich die Häuser mustergültig hintereinander gereiht und schicke sie hiermit zu Michaelas Mustersammlung.
Dort gibt es heute faszinierende Einblicke zur Muster-Grammatik. Die Grammatik erinnert mich ans Schreiben und so schließt sich mein Kreis. Denn ich geh jetzt wieder dichten.
große liebe
wir lieben
uns sehr,
der schlaf
und ich.
bekommen
von einander
nie
genug!
Der heutige Impuls trifft ein Thema, das mich gerade sehr beschäftigt. Ich zeichne es sogar: Das Schlafen!
"In die Nacht hinein - schreibt ein Gute Nacht - oder Einschlaf-Gedicht"
Für weitere Worte bin ich zu müde.
Liebster!
Hier sitze
ich allein herum.
Ohne dich ist alles
nichts.
Schreibt ein Postkartengedicht - ruft Sophie uns zu und schürt das Fernweh. Ein Elfchen hat mir beim Dichten geholfen.
Wenn ich Glück habe, werde ich in diesem Jahr noch im Café Slavia sitzen, nicht allein!
enthüllen?
verhüllte worte lullen dich ein:
so schlimm kann es doch gar nicht sein.
Zieh den schleier nicht weg.
worte könnten wahres sprechen,
deine heile welt zerbrechen.
zieh den schleier nicht weg.
Verbunden
Auch wenn du dich trennst,
ihr bleibt zusammen,
bleibst du in deinem
Zuhause gefangen:
in guten und in schlechten Tagen.
Wohin du auch rennst,
ihr bleibt zusammen,
bleibt dein Zuhause in
Dir gefangen.
Trag es oder lass dich tragen.
Wagt eine Duden-Dichtung, so der zweite Impuls zum Lyrikmonat. Das funktioniert ähnlich wie das Schreiben mit Wörterbuch, das ich hier vorgestellt habe.
Ich suchte den Begriff Zu Hause im Duden. Dort stand, man kann das sowohl zusammen als auch getrennt schreiben. Damit hatte mein Thema mich gefunden.
Allerdings bin ich mit dem Ergebnis noch unzufrieden, würde es gern etwas ablagern lassen. Aber hier geht es ums tägliche Dichten, Augen zu und durch sozusagen. Nun denn. So sei es.
Innerer Garten
Betonierte Wüstenplatten.
Löwenzahn, verblüht.
Das, was ich zu bieten hatte,
wird nicht mehr geliebt.
Trauerweiden nah dem Abgrund,
nichts, das mich noch hält.
Mein bekloppter innrer Garten
ist nicht meine Welt.
Der Frapalymo - Frau Paulchens Lyrikmonat hat begonnen.
Der erste Impuls lautet: In meinem inneren Garten wachsen Wasserblumen.
Mich hat dieser Impuls in die melancholische Ecke getrieben. Willkommen im November!
Schreiben und andere kreative Wege durch den Tag
Schreiben,
sich selbst verlieren,
auf kreativen Wegen
durchs Leben gehen,
Inspirationen sammeln,
sich wieder finden.