Im November startet der frapalymo - und ich bin dabei. Wird es berauschend? Lustig? Anstrengend? Jeden Tag ein Gedicht schreiben: wie wird mir das gelingen? Ein paar Tage Mitte des Monats bin ich offline und reiche die Gedichte nach... Noch weiß ich nicht, ob es hier im November bei mir nur Gedichte zu lesen gibt. Wahrscheinlich sende ich auch noch ein paar normale Texte...
... es ist schön, Pläne zu schmieden. Denn es gibt auch weniger tolle Befindlichkeiten: ich habe das Warten auf die Abschlussnote so satt. Ich kann nichts dazu tun, außer auf Gunst und Gnade aus Hagen warten.
Den meisten Menschen ist das natürlich egal, aber heute fragten mich zwei liebe Leute unabhängig voneinander, ob denn schon ein Ergebnis da sei. Diese Frage tat gut. Und sie brachte mich dazu, eine nette Mail an meine Betreuerin in Hagen zu schreiben und mal nachzuhaken. Das brauchte meinen ganzen Mut. Jetzt schlottern meine Knie.
Gedichte schreiben ist nicht halb so gefährlich. Oder doch?
Nachtrag, 4 Stunden später: Meine Betreuerin in Hagen hat Folgendes geantwortet:
Die Arbeit ist in der Zweitbegutachtung, aber Sie brauchen, auch was die Benotung betrifft, keine Sorgen zu haben.
So gehe ich ab jetzt sorgenlos druch die Welt. Morgen ist hier in Sachsen Feiertag und übermorgen brechen lyrische Zeiten an.
Einen langen schwer verständlichen Text zu schreiben macht weniger Aufwand als einen knappen und gut lesbaren.
Valentin Groebner
Das klingt paradox, ist aber so.
Dieses Zitat stammt aus einem Interview mit Valentin Groebner in der ZEIT Nr.43. Zusätzlich zum dem Interview, das leider nur in der Printausgabe steht, gibt es online Beispiele unverständlicher wissenschaftlicher Texte.
Straßenmusikanten
Viele Menschen
Weite Plätze
Straßenbahn.
Theaterkarten
Lichtspielhäuser
Viele Menschen
U-Bahn fahren.
Ich sollte
die Großstadt
nicht vergleichen,
mit meinem Dorf
und doch:
Viele Menschen
Weite Plätze
Straßenmusik.
Am Wochenende war ich in Prag gewesen. Das Wetter war dort so trüb und grau, wie wir es jetzt hier haben.
Ich fragte mich, ob ich sort für Nics Fotoprojekt Think Pink überhaupt etwas finden würde. Am Anfang sah es schlecht aus.
Diese Fenster, die aus einer pinken Wand heraus guckten, machten mir Mut.
Die meisten Menschen trugen dunkle unergiebige Kleidung. Es gab auch Ausnahmen. Warum gerade die mutigen Pinkträger keine Lust mehr haben, sich die Wachablösung auf dem Hradschin an zu schauen, kann ich euch nicht sagen.
Später entdeckte ich dieses Prachtgebäude, ganz in Rosa. Wow.
In dem wunderbaren Café Louvre sind die Wände pink - das seht ihr hier nicht so gut. Mein Fotoapparat ist für abendliche Innenaufnahmen wenig geeignet.
Dort ist es herrlich: die Einrichtung stilecht, die Essen lecker, die heiße Schokolade so cremig... Und auf jedem Tisch liegen Papier und Bleistifte bereit - man kann Caféhausliteratur verfassen. Oder Strichmännchen zeichnen.
Was haben diese Bräute mit Think Pink zu tun?
Und überhaupt: Was machen soviele Bräute auf einmal in Prag? Heiraten! Aber warum so gehäuft? Das hat sich uns nicht erschlossen.
Bei der Heiraten-in-Prag-Aktion hatte augenscheinlich diese Dame den Hut auf. Und weil sie so schön pink gekleidet war, darf ich diese Braut-Bilder unter der Rubrik think pink zeigen. Oder?
Hier sehen wir die Dame noch einmal, inmitten der frisch verheirateten Männer. Die haben den Dresscode beim Heiraten nicht so ernst genommen wie ihre Mädels.
Zum Thema Think Pink habe ich am Ende mehr entdeckt, als ich dachte. Es war eine neue Erfahrung für mich, so gezielt zu schauen und zu fotografieren. Am Ende konnte ich gar nicht mehr aufhören...
Hier ein letztes Bild, was beweist, dass es auch pinkfarbene Brautkleider gibt.
Ich sollte hinfahren. Vielleicht hat sich nichts verändert? Marie sitzt am Wiesenhang und schaut in die verknorpelten Apfelbäume. Solche wuchsen damals in Omis Garten. Vielleicht sollte ich hinfahren.
Lisa hockt neben ihr und starrt auf das Handy. Oh, wie ich es hasse, auf eine Nachricht zu warten. Max könnte endlich mal antworten.
Dieses Haus muss es sein. Bert geht immer wieder um die alte LPG-Küche herum und mustert das Fachwerk unter dem bröckelnden Putz. „Das ist das richtige Haus, es fehlt nur noch ein Beweis“ ruft er den beiden Mädchen zu.
Mitten in Prag begann ich an meine Romanfiguren zu denken. Ich hatte sie zurück gelassen, auf dem Wiesenhang, bei dem alten Haus.
Während ich mein Wochenende genoss und Inspirationen aufsog, stand für Marie, Lisa und Bert das Leben still. Die drei taten mir leid.
Ich hatte diese Architekturstudenten aus Berlin in die Provinz geschickt. Dort sollen sie den praktischen Teil des Seminars zur historischen Bauforschung absolvieren. Sie entdecken Überraschendes, wollen mehr wissen, aber solange ich nicht weiterschreibe, leben die drei im Leerlauf.
Noch nie hat mich eine Welt, die erschrieben habe, so gefangen genommen. Das ist ein prickelndes Gefühl. Ich möchte die Geschichte weiter erzählen. Ab an den Schreibtisch mit mir!
Was machen die Figuren, wenn die Autorin in Urlaub ist? Sie warten.
Jedesmal habe ich Übergangs-Schwierigkeiten, wenn ich von einer Reise nach Hause komme. Das kann der Jahresurlaub gewesen sein oder ein kurzes Wochenende wie gerade eben in Prag.
Der Alltag schmeckt mir nicht mehr, alles Schöne ist vorbei, der November wird trist...
Was mich in dieser Stimmung retten kann, ist der Blick auf kommende spannende Projekte. Der November ist ein Schreibmonat, das habe ich bei Heike gelernt.
Mich lockt die lyrische Aktion frapalymo von Sophie Paulchen am meisten. 30 Gedichte an 30 Tagen schreiben, das ist genau das Richtige für mich. Wahrscheinlich sollte ich mich schon mal warm dichten.
Was hilft euch gegen triste Alltagsstimmung?
Dies ist eine gefüllte Woche. Viel Arbeit, einige Feiern (ich dichte nicht umsonst Geburtstagslieder), Abendtermine ohne Ende.
In diesem Trubel könnte ich glatt vergessen, dass ich immer noch auf Post aus Hagen warte. In welchem Bermudadreieck ist meine Abschlussarbeit nur versunken?
Die Vorfreude kam in dieser Woche auch zu kurz. Vorfreude auf ein Wochenende in einer schönen Stadt. Nun ist es fast soweit.
Ich freue mich auf Zeit mit meinem Lieblingstischler, auf Herbstsonne, Schreiben in Cafés und neue Eindrücke.
Ich freue mich auf die goldene Stadt.
Wer errät, wo es hingeht? Das Foto ist vom letzten Jahr, da waren wir im Dezember dort. Damals hatte ich die ganze Schreiberei der Abschlussarbeit noch vor mir. Nein, jetzt denke ich nicht daran und ärgere mich über die Warterei. Ich fahre weg!
Ein persönliches Geburtstagslied zu dichten, ist nicht schwer. Wenn man eine bekannte Melodie nimmt und sich selbst einen Text dazu überlegt, hat man ein einzigartiges Geschenk. Alle Gäste können mitsingen, damit wird es zusätzlich eine wunderbare Gemeinschaftsaktion .
So mache ich es:
Es ticken die Uhren in dieser Welt, – Tick Tack
Und wem dieses Ticken besonders gefällt – Tick Tack
Der hängt sich zehn Uhren in die Stube hinein.
Auch sonst überall muss ein Zeitmesser sein.
Tick Tack, Tick Tack, Tick Tack.
Im Radio:
Was die Spatzen vorgestern
von den Dächern
pfiffen.
Was ich immer noch
liebe.
Was ich so gern
höre.
Was ich lauthals
mit singe.
Nichts ist vorbei.
Verstaubtes erklingt neu.
Vergessenes tanzt in mir.
Verlorenes ist wieder da!
Yesterday Charts
im Radio.
Nachtrag zum Foto von Gestern (siehe unten):
Wir kennen die Frau nicht,
die jetzt
mit ihrer Kamera
den Sonnenaufgang
jagt.
Wir sitzen da und genießen
den Augenblick.
Klar, ich habe auch meinen
Fotoapparat dabei.
Besser wäre es ohne.
Sehen.
Dasein.
Im Augenblick.
„Die schwarze Farbe hat fast zehn Euro gekostet.“
„Dafür ist es echt cool geworden.“
„Das Abkleben war ätzend, Mann.“
Zwei Jungs im Zug auf dem Weg in die Schule. Der mit der Mütze hält seinen Tritt-Roller und erklärt, wie er ihn gestern gestrichen hat. Der andere Junge hat blonde Haare, die Dank eines Hilfmittels nach oben zeigen.
„Komm, lass uns eine Probefahrt machen.“ Schnell beginnt er, den Gang entlang zu fahren. Der Blonde flitzt lachend hinterher, die Schulrucksäcke in der Hand.
Das Zugpersonal mischt sich nicht ein.
Ihre Begeisterung ist ansteckend und macht den Jungs den Weg frei.
Wo mag meine Heimat sein.
Meine Heimat ist klein.
Geht von Ort zu Ort.
Nimmt mein Herz mir fort.
Gibt mir Weh, gibt mir Ruh.
Meine Heimat bist du.
Hermann Hesse
Nic hat diese Woche bei ihrem Fotoprojekt das Thema Heimat, da muss ich mitmachen. Zum ersten Mal! Dank der schönen Fotografien meiner Tochter Rita kann ich das auch.
Wer hier schon eine Weile mitliest, weiß, wie wichtig mir meine Heimat ist und wie oft die Oberlausitz hier vorkommt...
Meine Heimat bist du -
das du ist aber nicht nur die Oberlausitz.
Das du ist auch mein Mann.
Das du, also meine Heimat, sind meine Kinder.
Das du ist auch der Platz, an dem ich schreibe. Heimat kann deshalb für mich auch anderswo sein; das ist eine neue Erkenntnis, die mich überrascht und beglückt.
Manchmal ist meine Heimat klein und eng. Dann hilft ein Perspektivwechsel. Das Bild umgedreht und schwupp haben wir die Weite des Weltalls.
Jeder von uns wartet immer wieder auf etwas.
Bei mir ist es das Ergebnis der Abschlussarbeit. Vor 12 Wochen habe ich sie abgeschickt. Seitdem warte ich.
Und tröste mich mit Zitaten.
Scheinbar feierte gestern auch einige Server den Tag der deutschen Einheit: daher startet die versprochene Aktion erst heute:
Das letzte Viertel des Jahres 2012 hat begonnen. Statt in Leerlauf zu verfallen und als einzige Verheißung den Weihnachtsstress vor uns zu haben, schlage ich vor, das wir uns Inspirationen suchen und persönliche Träume zu verwirklichen.
Eine ähnliche Idee hier hat mich dazu inspiriert.
Nehmen wir uns 3 Dinge vor, die wir bis 2013 machen wollen.
Folgendes "Regeln" habe ich der Akton gegeben:
Die kommenden Monate werden verheißungsvoll.
Meine drei Dinge sind:
Das tägliche Schreiben ist eine Routine, die bei mir immer wieder einschläft. Jetzt will ich sie für die nächsten Wochen am Leben erhalten. Das klingt sehr nach Pflichtübung. Ich weiß. Aber Schreiben ist etwas, das definitiv ein Leuchten in meinen Tag bringt. Kostproben werde ich im Blog zeigen.
Linolschnitt habe ich noch nie gemacht - ich möchte mir ein Starterset besorgen und dann ..... Die Meisterwerke werden hier ausgestellt.
In Magdeburg war ich noch nie, das Ausstellungsthema reizt mich: genug Ansporn, um sich trotz "herbstlichen Einkuscheln-Wollens" noch mal auf die Reise zu begeben. Mein Beweis wird die Eintrittskarte sein.
Mitmachen lohnt sich, denn damit könnt ihr drei inspirierende Dinge tun, zu denen ihr sonst nicht kommen würdet.
Das Bild oben darf gern mitgenommen und die Aktion weitergereicht werden. Erzählt mir von euren 3 Dingen, die ihr bis 2013 tun werdet.
Ich bin gespannt und freue mich auf den Rest des Jahres. Ihr auch?
Gestern konnte ich den ersten Geburtstag der Schreibtischwelten feiern. Wer im Archiv nachschaut, findet auch Artikel, die vor dem Oktober 2011 geschrieben sind. Richtig los ging es aber vor einem Jahr.
Die Feierstimmung hält sich bei mir in Grenzen. Seit Tagen verfolge ich die Diskussion auf daktuell.de um einen großen Lifestyleblog. Das lässt mich ganz grundsätzlich über das Bloggen nachdenken. Jetzt bin ich froh, dass mein Blog so klein und privat ist.
So kann ich ehrlich und authentisch bleiben.
In diesem Sinne wird es weiter gehen. Heute sage ich ein herzliches Dankeschön an alle, die hier lesen.
Lucia Henke
P.S. Anlässlich des Blog-Geburtstages habe ich mir etwas ausgedacht, wo ihr mitmachen könnt. Dazu morgen mehr.
Schreiben und andere kreative Wege durch den Tag
Schreiben,
sich selbst verlieren,
auf kreativen Wegen
durchs Leben gehen,
Inspirationen sammeln,
sich wieder finden.