Was machen die Figuren, wenn die Autorin im Urlaub ist?

Ich sollte hinfahren. Vielleicht hat sich nichts verändert? Marie sitzt am Wiesenhang und schaut in die verknorpelten Apfelbäume. Solche wuchsen damals in Omis Garten. Vielleicht sollte ich hinfahren.

 

Lisa hockt neben ihr und starrt auf das Handy. Oh, wie ich es hasse, auf eine Nachricht zu warten. Max könnte endlich mal antworten.

 

Dieses Haus muss es sein. Bert geht immer wieder um die alte LPG-Küche herum und mustert das Fachwerk unter dem bröckelnden Putz. „Das ist das richtige Haus, es fehlt nur noch ein Beweis“ ruft er den beiden Mädchen zu.

 

 

Mitten in Prag begann ich an meine Romanfiguren zu denken. Ich hatte sie zurück gelassen, auf dem Wiesenhang, bei dem alten Haus.

Während ich mein Wochenende genoss und Inspirationen aufsog, stand für Marie, Lisa und Bert das Leben still. Die drei taten mir leid.

 

Ich hatte diese Architekturstudenten aus Berlin in die Provinz geschickt. Dort sollen sie den praktischen Teil des Seminars zur historischen Bauforschung absolvieren. Sie entdecken Überraschendes, wollen mehr wissen, aber solange ich nicht weiterschreibe, leben die drei im Leerlauf.

 

Noch nie hat mich eine Welt, die erschrieben habe, so gefangen genommen. Das ist ein prickelndes Gefühl. Ich möchte die Geschichte weiter erzählen. Ab an den Schreibtisch mit mir!

 

Was machen die Figuren, wenn die Autorin in Urlaub ist? Sie warten.

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