Ein Mann geht auf dem Bahnsteig entlang und singt. Wir Anderen schauen ihm hinterher und danach uns lächelnd an.
Einsteigen. Die Zugbegleiterin heißt Frau Siebenhaar. Wie im Märchen.
Ich bezahle meinen Fahrschein im Zug. Das Paar neben mir schaut zu.
Er stellt fest: Im Zug bezahlen ist günstiger!
Sie: Dann kauf du doch das nächste Mal die Tickets.
Er: Das war nur eine Feststellung, kein Vorwurf.
Sie sagt die nächste halbe Stunde gar nichts.
Er: Ich habe Dir keinen Vorwurf gemacht. Aber was ich Dir jetzt vorwerfe, ist dass Du hier schmollst. Da kann ich auch allein verreisen.
Mein günstiges Ticket und ich fühlen uns schuldig.
Die Ansagen im Zug sind heute sehr einfach. Zum Beispiel: Spremberg. Kein: Unser Nächster Halt ist Spremberg, sie haben Anschluss… Heute genügt ein Wort.
Glitzernde Felder ziehen vorbei, der erste Schnee. Die Welt ist wie verzaubert.
Zwei Männer stehen neben den Gleisen und warten auf ein Fotomotiv. Eisenbahnfreunde. Sie knipsen unseren Zug.
Ein kleiner Dichter sitzt seiner Mutter gegenüber und spielt mit ihr ein spontanes Reimspiel.
Er: Sag mal Kakao.
Mutter: Kakao.
Er: Du Lau.
Er: Sag mal Tasche.
Mutter: Tasche.
Er: Du Wasche.
Er: Sag mal Regen.
Mutter: Regen.
Er: Du Segen.
Ich sehe Winterboote, aufgebockt und mit Planen abgedeckt. Sie warten geduldig neben dem Fluss auf den nächsten Sommer.
Ankommen. Am Bahnhof der Geigenspieler und das Halleluja von Leonhard Cohen.
Manchmal schenkt uns das Leben die Portion Poesie, die wir gerade brauchen.
Und ich dachte, vor lauter Masterarbeit fällt mir nichts mehr ein.
Es muss uns nichts einfallen, es fällt uns zu.
Danke an Euch, die ihr hier vorbei schaut und lest. Das bedeutet mir viel.
Habt nun gute Tage, lasst euch poetische Momente zufallen. Und geht zuversichtlich ins neue Jahr.
Eure Lucia
In unserem Garten
wachsen die
Trauerweiden.
Wir nennen
sie
Apfelbäume.
Und
wundern uns,
dass sie
keine
Früchte
tragen.
Trauer, die keine Trauer sein darf, das ist ein Lebensthema für mich. Besonders im November.
Hier habe ich aufgeschrieben, warum das so ist.
Wie lange noch
muss ich
schreibend wandern,
bis ich es treffe,
das richtige
Wort?
Noch nie habe ich ein eigenes Gedicht so oft abgeschrieben. Auf bestimmt zehn Blättern habe ich es handschriftlich festgehalten und wiederholt und wiederholt.
Die Suche nach dem richtigen Wort kann lang sein. ;-)
Diese Schriftblätter entstanden beim Kreativtreffen in Dresden. Letzten Samstag trafen wir uns dort: Tabea, Sirid, Ghislana, Katja, Anne und ich. Ihr erratet es bestimmt: unser Thema war Handschrift.
Die Blätter haben wir untereinander getauscht. Dann ging es an Schneiden und Kleben und Binden. Aus den Blättern wurden unter Tabeas Anleitung Minibücher.
Wenn ich im Abstand von einer Woche auf dieses Treffen zurück schaue, dann war das purer Luxus: Einen ganzen Tag Zeit zu haben, um in kreativer Gemeinschaft ein Minibuch, ein Unikat herzustellen!!!
Der Weg nach Dresden hat sich gelohnt!
Ghislanas Bericht gibt es hier.
Hier sind einige Eindrücke von diesem besonderen Tag:
Auf
der Mauer
tanzt ne Wanze
und küsst den kecken
Mauerspecht.
Was für eine Romanze.
Hierbei handelt es sich um eine Rückmeldung.
Im Oktober musste ich die Jahresrechnung für diese Website bezahlen. Das zeigte mir zweierlei. Erstens: Seit 2011 gibt es diese Schreibtischwelten. Der achte Bloggeburstag! (Er zog ungefeiert aber nicht unbedacht vorbei.)
Zweitens: Die Chance, diese Seite zu schließen. Oder bewusst weiter zu schreiben. Es ist offensichtlich, wofür ich mich entschieden habe.
Meine Arbeit besteht zum großen Teil aus Informatikunterricht für die Klassenstufen 4 bis 6. Es gibt Kinder, bei denen sich das Passwort immer wieder sträubt. Sie können sich trotz richtiger Passworteingabe nicht im Schulsystem anmelden. Wenn ich dasselbe Passwort eintippe, klappt es. Wahrscheinlich haben sich Technik und Kind zusammen getan, um eine Portion Extraaufmerksamkeit zu bekommen. Wer die Aufmerksamkeit nötiger braucht, Schüler oder Computer, habe ich noch nicht herausgefunden.
Mein Studium an der FernUni Hagen geht ins Finale. Um zur Masterarbeit zugelassen zu werden, musste ich per Post Kopien von allen Prüfungsbestätigungen einreichen. Als ob man dort nicht auf mehreren Servern die Nachweise hat, dass ich zwei Klausuren, zwei mündliche Prüfungen und drei Hausarbeiten erfolgreich hinter mich gebracht habe.
Aber diese Prozedur hatte ihren Sinn. Sie zeigte mir, was ich alles schon geschafft habe. So viele aufwändige Prüfungen neben Familie und Beruf! Da werde ich die Masterarbeit wohl auch noch auf die Reihe bekommen.
Ich bin wieder hier.
Schreiben und andere kreative Wege durch den Tag
Schreiben,
sich selbst verlieren,
auf kreativen Wegen
durchs Leben gehen,
Inspirationen sammeln,
sich wieder finden.