Niemand macht in einem Anglermagazin für Häkelnadeln Werbung. Die Zielgruppe ist die falsche. Werbung muss sich lohnen.
Seit einem Jahr beobachte ich die Werbetafel vor unserer Haustür. Inzwischen bin ich auf Plakate fixiert und staunte, als ich kürzlich durch Berlin fuhr, über die Vielfalt der Werbung in der Großstadt. Dort gibt es Plakatkategorien, die ich hier noch nie gesehen habe. Ich begann gleich, eine Liste aufzustellen:
Wofür hier auf dem Lande (also vor meiner Nase) keine Werbung gemacht wird:
für Mode und die entsprechenden Kaufhäuser
für die Spielautomatenindustrie
für Kinofilme
für Fernsehserien und Co.
für Organspenden
für Hilfsorganisationen
für Luxusware
Es scheint hier dafür keine ausreichende Zielgruppe zu geben. Darüber kann man ins Grübeln kommen. Was sagt das über uns Landleute aus? Warum sollen wir nicht ins Kino gehen? Und nicht spenden? Statt dessen wirbt man hier für Baumärkte, für Autos, für Supermärkte und für Öfen. Also im Großen und Ganzen für die handfesten Dinge der Lebenserhaltung. Geldausgeben dürfen wir also auch.
Wer sich wundert, warum bei uns überhaupt Werbetafeln herumstehen, dem sei gesagt, dass es sich bei meiner Tafel um einen Standort an einer Straße vom Rang einer Bundesstraße handelt. Dort scheint sich Werbung - Provinz hin oder her - immer noch zu lohnen.
Tabea sammelt die 12tel Blicke für November.
Meine Sammlung des Jahres ist hier: Klick.
Da ich gleich für ein paar Tage in die Offlinewelt abtauchen darf, kommt dieser Artikel schon heute:
Das Startfoto für die Dezemberunde im Bilder-Pingpong findet ihr ab Dienstag bei Doreen. Hier gibt es ein kleines Interview mit Doreen über ihren Blog samt einem begeisterten Plädoyer für Kreativität, dass ich sofort unterschreibe.
Erzähle uns doch bitte etwas über dich und deinen Blog:
Ja, ich bin Doreen und lebe mit meiner Familie in Berlin. Ich spiele gern mit Erinnerungen und Gegenständen, die Erinnerungen hervorrufen. Dabei staune ich immer wieder über den Prozess der
Veränderungen: gestern * heute * morgen. Als Künstlerin im Nebenerwerb betreibe ich das Atelier für Erinnerung & Veränderung. Ich fotografiere, gestalte Collagen, nähe, schreibe und mixe
auch alles unter- und miteinander. Da ist Eure Bilder-PinPong-Aktion die perfekte Spielwiese für mich.
Was gefällt Dir am Bloggen besonders?
Was magst du beim Bloggen gar nicht?
Bilder-Pingpong ist eine kreative Aktion. Was bringt uns Kreativität heute?
Vielen Dank, Doreen. Und eine herzliche Einladung an alle, beim Bilder-Pingpong mit zu machen.
Ein kreatives Leben gibt der Neugier den Vorrang, nicht der Angst.
nach Elisabeth Gilbert
Wenn du [in deiner eigenen Familiengeschichte] weit genug zurückgehst, wirst du auf Menschen treffen, die keine Konsumenten waren, die nicht herumsaßen und darauf warteten, dass ihnen etwas
widerfuhr. Du wirst auf Menschen treffen, die ihr Leben damit verbrachten, Sachen zu machen.
Da kommst du her.
Da kommen wir alle her.
Der Mensch ist über die längste Zeit ein kreatives Wesen gewesen.
Wenn du Freude an deiner Arbeit bekundest, wirst du die Inspiration anziehen.
Aber lass dir nie vorgaukeln, dass du den Segen (oder sogar das Verständnis) von anderen brauchst, um deiner schöpferischen Arbeit nachzugehen.
Warum sollte deine Kreativität dich nicht lieben?
Zitate aus:
Big Magic: NImm dein leben in die Hand und es wird dir gelingen.
Elisabeth Gilbert
Preis € (D) 14.99 | € (A) 15.50
Elisabeth Gilberts Definition eines kreativen Lebens gefällt mir. Der Neugier den Vorrang geben. Nicht, dass die Angst und all die negativen Stimmen in mir nicht da wären. Doch die spielen jetzt
bitte nicht mehr die erste Geige.
Der Titel des Buches ist unglücklich gewählt, finde ich. Die Bewertungen sind kontrovers. Ich mag es sehr. Als Einblick gebe ich einige der vielen Stellen, die ich mir angestrichen habe, an
Euch weiter.
Die Fotos zeigen mein neues und erstes Atelier - ein Kellerraum, den ich mir kürzlich zurecht geräumt habe und der mich nachhaltig glücklich macht.
Das Startfoto von Anne mochte ich sofort. Aber was sollte ich in kreativer Weise daraus entstehen lassen? Den Platz über den ausgebreiteten Armen ausfüllen? Um so dieser großzügigen Figur viel
aufzuladen? Nein.
Das Gesicht zog mich in seinen Bann und hat mich schließlich dazu inspiriert, dieses Bild zu malen. Das Ergebnis ist geprägt von den dunklen Ereignissen der letzten Zeit. Der Mensch ist das Wichtigste. Menschlichkeit. Ein Blick ins menschliche Antlitz ohne Hass.
Anne sammelt ab heute die Ergebnisse: Klick
Im Dezember ist Doreen vom hehocra-Blog unsere Gastgeberin.
Nächste Woche Dienstag, am 1. Dezember, geht es los.
Dereinst
Dereinst
im Weltgetümmel
hatte ich alles und
suchte nie lange.
Jetzt bin ich bange,
dass ich
in die Irre gehe,
die Verheißung
nicht mehr sehe
am zugesperrten
Himmel.
Im Rahmen von Sophie Paulchens frapalymo-Projekt entstand dieses Gedicht. Der Impuls hieß: vergessene Worte.
Heute
Heute sieht die Welt
anders aus.
Da tanzen die Bäume
und winken die Berge.
Mein Herz
wirbelt mit.
Dieses Gedicht ist im Rahmen von Sophie Paulchens Lyrikmonat
entstanden. Der Impuls hieß leise Dunkelheit.
Diese ungewöhnliche Wort-Kombination gefiel mir. So begann ich, nach Ähnlichem zu suchen: lautes Licht, flüsternde Dämmerung, singender Sonnenaufgang, tanzender Baum, winkende Berge. Und
schwupps, aus den letzten beiden Paaren entstand etwas.
Die Sammlung der Gedichte zu diesem Impuls gibt es hier bei Sophie: Klick.
Mit winkenden, wirbelnden Grüßen verabschiede ich mich. Habt ein gutes Wochenende.
Warum der November für mich ein besonderer Monat ist?
Warum ich Totschweigen für eine schlimme Art des Umgangs mit dem Tod halte?
Warum ich gerade heute viel und gern an meinen Bruder denke?
Im Totenhemd-Blog habe ich darüber geschrieben. Klick!
Veronicas Drawing Challenge liminal
Übergänge, Grenzerfahrungen
Danke fürs Vorbeischauen. Thank you for stopping by.
Anzug
Ihr wisst,
goldne Flügelchen
habe ich kaum.
Aber wie bald
hasche ich
hin und her,
geschickt genug
mich anzuziehen.
Im November wird bei Sophie Paulchen wieder täglich gedichtet. (Ich schrieb hier schon kurz darüber) Die Impulse sind gut und herausfordernd. Ich habe mich entschieden, jeden Tag den Impuls auf ein weißes Blatt zu schreiben und im Laufe des Tages immer wieder darauf zu notieren, was mir dazu einfällt. Das muss kein Gedicht werden. Druck möchte ich mir nicht machen, den habe ich in meinen anderen Welten schon genug. Dieses Schreiben ist nur zum Spaß und nur für mich. Es ist jetzt schon eine witzige Sammlung tiefer und banaler Gedanken und Ideen entstanden. Eine Vorratskammer für Zukünftiges.
Aber Freitags möchte ich doch immer etwas davon zeigen. Der Impuls zum 4.11. lautete, aus einem vorgegebenen Goethetext (ja, Goethe) Worte in der originalen Reihenfolge zu verwenden und ein
Gedicht daraus zu machen. Diese Art des "Schreibens" mag ich sehr, praktiziere sie manchmal und habe auch schon meine Kursteilnehmer damit beglückt. (Das Foto oben erklärt vielleicht besser,
wie es geht. Ein Klick macht es groß)
Was die anderen Gedichteschreiber aus dem alten Goethe heraus geholt haben, könnt ihr hier lesen.
Mein 12tel Blick aus den letzten Wochen beweist, dass uns dummen Konsumenten die Werbebotschaften immer wieder eingehämmert werden müssen. Wiederholungen: Der Onkel vom Baumarkt sägte sich schon
im Mai in den Arm. (Zum Vergleich: Klick) Und innerhalb von 4
Wochen zweimal Werbung für die Motorsäge? Klasse.
Gestern las ich in einem Buch, dass Menschen wie Nelson Mandela oder Dietrich Bonhoeffer in der Gefangenschaft zwar keine Freiheit hatten, aber innerlich frei waren.
Mir kam der Gedanke, dass es uns in dieser Konsum- und Wegwerfgesellschaft heute umgekehrt geht. Wir haben alle Freiheiten, aber frei sind wir nicht.
Tabeas Sammlung für Oktober (Ja, ich weiß, ich bin spät dran)
Meine gesammelten 12tel Blicke
Wie dominant diese Plakate doch sind. Wer schaut schon auf die sich ändernde Natur rund herum?
Das Startfoto für die Novemberrunde im Bilder-Pingpong findet ihr ab heute bei Anne. Hier gibt es ein kleines Interview mit Anne über ihren Blog und die Gemeinsamkeiten von Kreativität und Regenschirmen!
Erzähle uns doch bitte etwas über dich und deinen Blog:
Hmmm, ich beschreibe mich oftmals lustigerweise hier im Netz als schreibende Fotografin oder als fotografierende Schreiberin. Und als ich meinen Blog 2005 eröffnete, mit dem Hintergedanken meine Gedichte und Geschichten zu veröffentlichen, habe ich das anfangs auch getan. Doch seit Ewigkeiten habe ich nicht wirklich mehr Spaß am Schreiben, sondern für mich wieder mein altes Hobby neu entdeckt, nämlich die Fotografie. Und so füllte sich mein Blog immer mehr mit Bildern, die auch regelmäßig an Projekten teilnehmen.
Was gefällt Dir am Bloggen besonders?
Dass ich über Dinge schreiben kann, die mich interessieren und fesseln, um sie dann mitzuteilen. Immer mit ein wenig Hoffnung verbunden, dass ich auf begeisterte Leser/innen stoße, die ihre Anerkennung kundtun.
Was magst du beim Bloggen gar nicht?
Trolle
Bilder-Pingpong ist eine kreative Aktion. Was bringt uns Kreativität heute?
Für mich ist Kreativität ein selbstverständlicher Bestandteil meines Ichs, dass ich so noch nicht darüber nachgedacht habe, was Kreativität heute bringt. Aber eines weiß ich bestimmt: die
Kreativität kommt am liebsten zu mir, wenn ich in einer Krise oder alleine bin.
Gerne möchte ich auch noch ein Zitat da lassen, welches ich so passend finde:
Trost in Krisenzeiten: Für Kreativität und Regenschirme
ist seit eh und je das schlechteste Wetter auch das Beste.
(Mit freundlicher Genehmigung)
Karl-Heinz Karius, WortHupferl-Edition. WortHupferl-Verlag
Vielen Dank, Anne. Und eine herzliche Einladung an alle, beim Bilder-Pingpong mit zu machen.
Welchen Raum gebe ich den letzten Fragen in meinem Leben?
Im Totenhemd-Blog erscheint jeden Tag im November ein persönlicher Artikel rund um das Leben mit dem Sterben.
Hier findet ihr eine Liste der Themen und der AutorInnen.
Eine große Leseempfehlung von mir.
Schreiben und andere kreative Wege durch den Tag
Schreiben,
sich selbst verlieren,
auf kreativen Wegen
durchs Leben gehen,
Inspirationen sammeln,
sich wieder finden.