Wie wäre es, am Wochenende endlich mal wieder zu schreiben? Hier ein paar Tipps:
Hauptsache: Kreativ und locker bleiben. Schönes Wochenende!
Manchmal schickt uns das Glück etwas, dass uns inspiriert und aufatmen lässt. So ging es mir, als ich die Malerin Flora Bowley in den Weiten des Internets entdeckte.
Mir gelang es auch, ihr Buch zu ergattern. Ihre Art zu Malen ist nicht nur eine Kreativitätstechnik, sie ist Lebenskunst.
Sie nennt es Brave Intuitive Painting - mutiges intuitives Malen. Ja, das Intuitive ist verständlich. Wozu aber ist Mut und Tapferkeit notwendig? Warum brauchen wir Mut beim Malen, Schreiben und Leben?
Flora Bowley malt ihre Bilder Schicht um Schicht. Ihre Gemälde wachsen und entfalten sich - ohne das Flora vorher weiß, was am Ende zu sehen sein wird. Mit Neugier und Freiheit statt mit einem starren Konzept eröffnet sich ihr eine Welt voller kreativer Möglichkeiten. Dort gibt es keine Fehler! Das gefällt mir am besten. Jederzeit kann ich die windschiefen Bäume übermalen und da weitermachen, wo es für mich stimmig ist.
Ich habe das Malen auf diese Art ausprobiert. Es ist nicht leicht, sich darauf einzulassen und der Intuition zu folgen. Völlig ohne Konzept aus dem eigenen Inneren heraus etwas zu gestalten, das braucht Mut.
Ich bin es gewohnt, Dinge zu kontrollieren und Fehler zu fürchten. Floras Kunst zeigt mir, dass es auch anders geht.
Eine weitere Erkenntnis war, dass ich beim Schreiben ebenso frei sein kann: So wie ich Alles übermalen und verändern kann, so kann ich Alles auch um- und neu schreiben. Dieser Gedanke hilft mir zur Zeit sehr, einfach loszuschreiben, ohne an Fehler zu denken. Der Text darf sich entfalten: mithilfe meines Mutes und meiner Intuition.
Die Welt ist voller kreativer Möglichkeiten.
Ich muss sehen, wie sie malt,
damit ich lerne, wie ich leben kann.
Mehr zu diesem rätselhaften Satz gibt es morgen.
Vieles ist genial an der Fernuni: zum Beispiel, dass sie ein Studienzentrum in Budapest hat.
Wenn man sich dort zu einer Präsenzveranstaltung anmeldet, hat man gleich einen Grund, in diese schöne Stadt zu reisen.
Ich habe das 2009 gemacht und war erstaunt: nirgendwo sonst habe ich soviele Fanartikel der Fernuni gesehen.
Kugelschreiber und Blöcke in A4 und A5 lagen reichlich herum, es gab sogar Werbepostkarten! So etwas hatte ich zuvor weder in Hagen noch im Studienzentrum in Leipzig gesehen.
Ich deckte mich ein. Somit hatte sich die Reise gelohnt. Inzwischen ist das Papier verbraucht. Auch der Kuli macht es nicht mehr lange.
Zum Glück hat die Fernuni inzwischen ihr Merchandising perfektioniert. Im neuen Onlineshop können wir Fernstudenten uns unsere Uni nach Hause holen. Gerade weil es eine so ferne Uni ist, brauchen wir immer wieder handfeste Beweise, dass sie existiert.
Vielleicht hätten mir manche Artikel das Schreiben der Abschlussarbeit erleichtert? Ein USB-Stick in Schlüsselform? Ein kuschliger Kapuzenpullover (sorry Hoody)? Eine tröstende Quietscheente? Alles mit dem FernUni-Logo versehen. Vor allem das T-Shirt für die Durchstarterin ist wichtig.
Ich sag es doch: die FernUni ist genial.
Das wüsste ich auch gern.
Gestern kam ein Brief von der FernUni Hagen, dick und groß. Schnell aufgemacht, was nicht leicht war bei meinen zitternden Fingern. Bestimmt ist das mein Ergebnis. Im Umschlag steckte nur die Unizeitung.
Trotzdem spielte gestern meine Abschlussarbeit ein Rolle. Ich war in Zittau und habe zwei Exemplare meines Meisterwerkes abgegeben. Einmal dort, wo ich meine Quellen aufgetan habe, in einer wissenschaftlichen Bibliothek.
Dann bekam noch Herr G. sein Exemplar. Beim Lateinübersetzen wer er mir eine große Hilfe. Das letzte Mal trafen wir uns im April, da hatte ich den großen Berg Arbeit noch vor mir. Jetzt bin ich frei. Das ist sehr schön.
Trotzdem möchte ich gern wissen, was die Abschlussarbeit macht.
Eine lautfröhliche Gruppe im Zug, unterwegs zu einem
gemeinsamen Wochenende, lässt uns alle am Gespräch teilhaben.
"Der Bernd, der ist aber alt geworden."
"Habt ihr schon seine neue Freundin gesehen. So ne Jungsche."
"Wieso. Die ist doch nicht älter als wir!"
"Wir sind Mitte Vierzig und sehen ziemlich alt aus."
Lautes Lachen.
"Ne, so alt ist die noch nicht."
"Doch."
Ein Herr, mir schräg gegenüber sitzend, mischt sich ein:
"Die ist fünfzig Jahre alt."
Die fröhliche Gruppe schweigt. Aber nur kurz. Sehr kurz.
Der Herr versucht, seine Zeitung weiter zu lesen.
"Na jedenfalls, der Bernd, der ist alt geworden.
Da könnt ihr sagen, was ihr wollt."
Eine Reihe Kochbücher steht im Regal. Darin blättern, die schönen Fotos genießen und von leckerem Essen träumen, das macht mich noch nicht satt. Gut kochen lerne ich dadurch auch nicht.
Eine Reihe Schreibratgeber steht im Regal. Ich blättere oft darin. Manchmal träume ich von den tollen Sachen, die ich schreiben könnte. Doch Träumen allein macht nicht satt und mein Schreiben entwickelt sich nicht weiter.
Jetzt gibt es in meinem Leben ein neues Phänomen: Schreiben zieht schreiben nach sich! Seit ich dieses Jahr so viel an der Abschlussarbeit schreiben musste, wollte ich nebenher auch Anderes schreiben. Ich begann im Frühjahr, hundert Tage lang ein Gedicht zu schreiben. Einfach so, nur für mich. Mir kam die Idee für einen Roman, an dem ich jetzt sitze. Mir fallen die Ideen in den Schoß und ich nehme sie an, schreibe auf und entwickle weiter. Plötzlich kann ich nicht mehr aufhören.
Schreiben war schon immer etwas, das ich gern getan habe. Aber jetzt ist eine neue Stufe erreicht. Das ist schön. Das macht auch Angst. Beglückend ist das Gefühl, den eigenen Weg wieder zu sehen. Schreiben lerne ich nur durch schreiben.
Kürzlich in einem Zug der Ostdeutschen Eisenbahn-GmbH (ODEG).
Der Werbeslogan machte mir Spaß: Wenn die ODEG sich mit diesen Eigenschaften von der Konkurrenz abhebt, wie muss es da um diese bestellt sein?
Ein kreativer Mensch hat zwei Arten von Jobs.
Der eine Job ist sexy und kreativ. Der andere Job ist derjenige, mit dem man seine Rechnungen bezahlt.
Das meint Hugh MacLeod in seinem Buch How To Be Creativ, das hier kostenlos herunter geladen werden kann.
Wenn das ein Indiz für Kreativität ist, dann bin ich sehr kreativ. Mein Job, mit dem ich Rechnungen bezahle, das ist der im Baubüro. Und dieser ist selten prickelnd. Das ist für mich all mein Tun um die FernUni, das sind die Kulturwissenschaften und vor allem das Schreiben. Manchmal kommt es mir so vor, als lebte ich ein Doppelleben. Und nun sagt Hugh MacLeod, dass dies normal ist und rät in seinem siebenten Tipp, den Tagesjob zu behalten.
Ich wollte gerade mit der Jobsuche beginnen. Grummel.
Hugh begründet es so: vielleicht wird dieses Gefühl des Geteiltseins – des Doppellebens milder, vielleicht nähern sich die zwei Jobs einander an. Aber ein geteiltes Leben wird bleiben. Je eher ich das akzeptiere, desto eher beginnt sich die kreative Karriere zu entwickeln.
Stimmt das? Können Beruf und Berufung nicht zusammen gehen?
Wahrscheinlich ist das sehr selten. Meist muss man als Kreativer Kompromisse machen. Hugh meint, dass diese Akzeptanz Freiheit bringt. Die Rechnungen werden bezahlt und die kreative Seite kann sich entfalten.
Ich werde mich trotzdem auf den Weg machen, mein Doppelleben etwas abzumildern.
Mein Briefkasten hat auf mein Flehen gehört. Gestern war etwas ganz Wunderbares drin. Nein, kein Brief von der Fernuni aus Hagen.
Post von Su-Pyo, bei der ich ein Kartenset gewonnen habe.
Die Künstlerin hat das Motto another scale of happiness - ein anderer Maßstab des Glücks. Ich bin dankbar, dass mich dieses Glück erreicht hat.
Die Verlosung auf ihrem Blog läuft noch!
Du hast recht.
Sonst erwarte ich nicht viel von
Dir.
Sonst weiß ich, was du zu
bieten hast.
Zeitung.
Werbung.
Rechnung.
Aber jetzt könntest Du
endlich
den
Brief aus Hagen
liefern.
Ich warte auf meine
Abschlussnote.
Was?
Das ist nicht Deine Sache?
Ich
schleiche
trotzdem
um Dich herum.
Wie alle anderen Urlauber haben auch wir eine Tüte voll Ostseesand und eine Schachtel selbst gesammelter Muscheln mit nach Hause gebracht.
Nun steht eine Schüssel mit diesen Zutaten gefüllt im Zimmer – ein Stückchen Strand bei uns im Wohnzimmer. Eigentlich ist das lächerlich – die Weite und Unendlichkeit des Meeres kann auf diese Weise nicht mit nach Hause genommen werden.
Aber diese Schüssel ist ein Symbol. Wie alle guten Symbole weist sie über sich hinaus und erinnert an die Zeit, als ich Weite und Unendlichkeit in mich aufnehmen konnte. Es ist ja nicht alles vorbei. Das Gefühl der Unbeschwertheit und Freiheit habe ich mitgebracht. Etwas davon wird im Alltag bleiben. Inspirationen, die mich angeflogen haben, werden sich jetzt entfalten können.
Die Schüssel mit dem Sand und den Muscheln ist also kein Lückenbüßer. Sie erinnert mich daran, Unbeschwertheit und Inspiration in den Alltag einzubauen. Ja, ich wünsche mir geradezu etwas Sand im Getriebe. Seit ich mich wegen der Abschlussarbeit unter Druck gesetzt habe, fehlt es mir an Gelassenheit. Jetzt möchte ich etwas langsamer weitermachen und mich gut dabei fühlen. Der Ostseesand darf mich immer wieder daran erinnern, wie mühelos mir das am Meer gelungen ist.
Schreiben und andere kreative Wege durch den Tag
Schreiben,
sich selbst verlieren,
auf kreativen Wegen
durchs Leben gehen,
Inspirationen sammeln,
sich wieder finden.