Blogpause - oder ich tauche ab

Lesen

 

Liebe LeserInnen,

 

zur Zeit wird dieser Blog so eifrig besucht, wie noch nie zuvor. Das freut mich sehr. Trotzdem oder gerade deshalb möchte ich jetzt eine Pause einlegen. Ideen wollen in Ruhe hin und her bewegt, werden. Inspirationen warten und Inseln des Nichtstuns haben mich schon lange nicht mehr gesehen...

 

In den nächsten Wochen tauche ich deshalb ab. Ich freue mich aufs ausgiebige Schmökern. Aufs Schreiben. Auf schöne Orte und Begegnungen.

 

Mitte August beende ich den Tauchgang.

 

Habt eine gute Zeit.

Eure Lucia


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Cause it never rains in Upper Lusatia - 12tel Blick im Regen

Es regnet niemals in der Oberlausitz? Doch. Nur auf den 12tel Blicken fangen wir es selten ein. Das mag fototechnische Gründe haben. Hier und heute ändert sich das: mein Blick auf die Dorfmitte durch die Autoscheibe hindurch. Nach einem langen und heißen, also für diesen Sommer typischen Tag regnete es gestern endlich.

 

Tabea sammelt die 12tel Blicke für Juli. Meine Jahresübersicht ist hier.

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Das Positive nach vorn! Sommerpost im Kasten!

Sommerpost Notizbuch

Kann ich hier einfach so zur Tagesordnung übergehen? Nach diesen schwarzen Gedanken? Nein, nicht einfach so. Das geschieht ganz bewusst: das Schreiben ist meine Balancierstange am Abgrund entlang.

 

Deshalb wusste ich dieses Jahr auch sofort, dass ich bei dieser Sommerpostaktion mitmachen muss. Sich gegenseitig mit selbst gemachten Notizbüchern beschenken - was für eine Idee! Notizbücher trage ich ständig bei mir. Solche mit persönlicher Note sind mir die liebsten. Das erste Buch hat mich schon erreicht - von Sylvia. Herzlichen Dank.

 

Es ist ein sehr musikalisches Buch, das gut in der Hand liegt. Ich werde es für Reisenotizen verwenden, wie damals in Prag. Ich lasse euch hier im Blog demnächst  in meine Sommerpostnotizbücher hinein schauen. Denn sie sind zum reinschreiben da! (Obwohl mir das bei so schönen Exemplaren anfangs immer schwer fällt.)

 

Noch eine handgemachte Post fand zu mir, diese Karte von Barbara Bee. Es ist Zeit für lichtere Gedanken...

Ein Notizbuch und eine Postkarte sind keine Lösung für die Weltprobleme.

 

Aber ich habe in den letzten Tagen gemerkt: wenn ich mich von dem Grauen und den dunklen Gedanken total nieder drücken lasse, dann haben sie gewonnen. Soviel Macht will ich dem Negativen nicht geben, sondern das Positve so oft wie möglich in den Vordergrund rücken...


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Absturz

Eine düstere Weltsicht, ein geradezu depressives Sinnlosigkeitsempfinden – damit habe ich oft zu kämpfen. Man redet es mir aus. Wozu alles schwarz sehen? Ist das Leben nicht schön? Nein, es ist nicht schön. Da wird eine Passagiermaschine abgeschossen. Gar nicht weit von dem Fleckchen Russland, das ich kennen lernen durfte. Die Bilder der Absturzstelle zeigen eine Landschaft, die mir vertraut vorkommt. Diese Katastrophe lässt mich nicht los, sie rückt mir sehr nahe. Ich kann sie nicht von mir schieben wie all die Kriege, die es sonst noch gibt auf der Welt. Alles wird gut? Nicht in dieser Welt. 

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Der vergessene Euro - in fünf Varianten erzählt

 

Einer ging im Supermarkt einkaufen. Er vergaß das Eurostück im Einkaufswagen. Eine Frau bemerkte dass und brachte ihm den Euro hinterher.

 

An diesem Tag sah sie ihn wieder. Endlich. Sie folgte ihm durch die Regale. Stand nahe hinter ihm an der Schlange an der Kasse. Was für ein stattlicher Mann. Sie konnte ihr Glück kaum fassen: er ließ das Eurostück im Einkaufswagen liegen. Sie nahm die Münze, lief zu seinem Wagen und hatte zum ersten Mal einen Vorwand, um mit ihm reden zu können: „Sie haben etwas vergessen.“

 

Viele Alltagstätigkeiten werden automatisch erledigt. Zum Beispiel das Auto fahren oder das Abwaschen. Dabei muss nicht über die einzelnen Handgriffe nach gedacht werden. Schwierig wird es erst dann, wenn Menschen in hohem Maße abgelenkt sind. Dann funktionieren solche automatischen Tätigkeiten nur fehlerhaft oder gar nicht mehr. In solch einem Fall kann selbst ein Pedant sein Eurostück im Einkaufswagen liegen lassen.

 

Das ist oft so. Die vergessen ihre Euros im Wagen. Davon leben kann ich nicht, weil die meisten solche dämlichen Chips haben. Ein Geschäft ist es trotzdem. Fast so gut wie Pfandflaschen sammeln. Deshalb ist das mein Stammplatz hier. Der Anzugtyp da, das hätte was werden können. Aber diese Tussi muss mir zuvor kommen. Und ihm das Geld auch noch zurück geben. Blöd, die Alte. Echt blöd.

 

Du kannst dir nicht vorstellen, was mir heute passiert ist. Nach diesem vollen Tag musste ich noch einige Lebensmittel einkaufen. Ich denke immer, die Leute halten mich für überheblich, wenn ich im Anzug durch die Regalreihen laufe. Kennst du das auch? Was soll das? Wir wollen ja auch essen und trinken, oder? Nun, ich habe eingekauft und bezahlt und mein Soll war vollendet. Doch dann kommt eine Frau ans Auto und reicht mir meinen Euro, der noch im Einkaufswagen gesteckt hat. Kannst du dir das vorstellen? Wo ich doch nie etwas vergesse.

 


 

Als private Sommerfreude arbeite ich momentan mit dem wunderbaren Buch More five Minute Writing von Margaret Geraghty. Ihr seht hier das Ergebnis einer Übung aus diesem Buch: den Erzählstil variieren, eine simple Szene aus verschiedenen Blickwinkeln und in unterschiedlichen Textsorten beschreiben. Das macht Spaß, kitzelt Ideen heraus und schult das Stilempfinden enorm.

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Freitagsgedicht - Künstlerdasein

Künstlerdasein

 

Ich rate ab,

sagt der Maler.

Es ist immer wieder

Kampf und

Zweifel und Not.

Jeden Tag neu.

Nie ist man fertig.

Ich rate ab.

Freilich,

ich will kein

anderes Leben

haben.

 

 


Inspiriert durch Otto Niemeyer Holstein.

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Von meiner Russlandreise - was bleibt?

Alte und neue Welt

Was bleibt mir von meiner Russlandreise am lebendigsten in Erinnerung? Nicht die grandiose Steppen-Landschaft. Oder die Sehenswürdigkeiten. Auch nicht das Asowsche Meer. All das war beeindruckend.

 

Was mir im Herzen bleiben wird, sind die Menschen, die wir trafen. Ihre Gesichter. Die Geschichten. Ihre Art zu leben, die uns vertraut war oder fremd.

 

Wie schön, dass ich sie treffen durfte.


Hiermit beende ich die Berichterstattung über diese Reise. Alle Artikel dazu sind hier nach zu lesen.

Ich hatte Bedenken, dass die Großartigkeit dieses Erlebnisses alle weiteren Möglichkeiten in den Schatten stellen wird. Was sollen mir die langweiligen Ziele hier vor Ort? Aber zum Glück ist das nicht so: ich konnte kürzlich meinen Ausflug ins nahe Zittauer Gebirge sehr genießen ;-)



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Shortstory - Die Lichtung

Meine Frau ist verschwunden, können sie sich das vorstellen? Aber sie kennen meine Frau ja gar nicht. Eigentlich ist sie immer zuverlässig, immer pünktlich und so. In den letzten Wochen war sie  manchmal komisch drauf, hat geweint, ohne dass ich einen Grund gesehen hätte. Oder sie stöhnte, dass es nicht mehr auszuhalten wäre.

 

Ich habe das nicht ernst genommen. Frauen sind halt so. Doch vorhin rief ihr Chef an. Ob Anja krank wäre oder wieso sie nicht ins Büro gekommen sei? Da stand ich dumm da. Ich murmelte was und entschuldigte sie. Dann musste ich mich aus meiner Firma raus mogeln und nun bin ich bei uns zu Hause.

 

Nicht, dass sie denken, ich habe Angst um sie. Nein, ich bin wütend. Ich weiß, Anja hat sich nichts angetan. Aber ihr Handy liegt auf dem Couchtisch hier.


Das habe ich ihr zum Geburtstag geschenkt, ein tolles Smartphone, und sie lässt es liegen. Anja mag keine Technik. Mann, bin ich wütend. Und sauer. Wo soll ich mit der Suche anfangen.

 

Ah – eine SMS, von Sabine, Anjas Schwester. Sie meint, Anja wäre vielleicht im Bergwald. Treffer. Die Lichtung am Fluss, idyllisch und versteckt. Bestimmt ist sie dort. Hätte ich ja selbst drauf kommen können. Sie möchte am liebsten jedes Wochenende dahin. O.K. Dann mal los.

 

Ab hier muss ich laufen, das Auto am Waldrand stehenlassen. Wieso nur hat sie ihr Handy nicht dabei? Zwischen den Bäumen, bei der Lichtung hängt unser Handtuch, das mit der eingewebten Rosenkante. Ich hab sie. Fast. Sie ist nirgends zu sehen. Mist. Dann muss ich mich eben ans Ufer setzen und warten.

 

Da sitzt er nun, und meine Freiheit ist dahin. Wie hat er mich so schnell gefunden? Hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Gleich werde ich hingehen und ihm – ihm was? Oder soll ich ihn zappeln lassen? Nein, deshalb bin ich nicht hier her gekommen. Der Wald hat mich gerufen.

Ich wollte den Wundmalen der Stadt entkommen. Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Dort bekomme ich keine Luft. Jetzt erst recht nicht. Die Bäume hier sind mein Schutzmantel. Aber mein Ralf, wie er da sitzt und auf den Fluss guckt, als könnte er ihn irgendwie festnageln. Ich liebe ihn. Ich muss zu ihm.

 

„Anja“

„Ralf“

„Anja, mein Schatz. Was machst du hier?“

„Ich musste raus.“

„Aber ohne was zu sagen! Anja. Wir haben uns Sorgen gemacht, dein Chef – Anja, warum weinst du jetzt?“

„Ralf, bitte.“

„Gut, setzen wir uns hin. Beruhige dich. Alles wird gut.“

 

„Ich halte es in der Stadt nicht aus.“

„Ich weiß“

„In den letzten Wochen bin ich fast verrückt geworden.“

„Warum? Was war anders in der letzten Zeit?“

„Ralf, schau mich an. Kannst du dir das nicht denken?“

„Du bist wieder schwanger? Wirklich? Gut. Dann weine so viel du willst. Das ist doch wunderbar.“

„Ich habe Angst.“

„Diesmal klappt es.“

„Das haben wir beim letzten Mal auch gedacht.“

„Diesmal doch. Ich spüre das.“

„Seit wann vertraust du deinem Bauchgefühl? Sonst guckst du immer auf dein Handy, wenn du was wissen willst.“

„Trotzdem habe ich dich gefunden.“

„Stimmt.“

 

„Wenn die Natur dir hilft und dich tröstet, dann werden wir jetzt viel draußen sein.“

„Ralf, ich möchte für immer aus der Stadt raus.“

„Was du willst. Ich tue alles, wenn du mir versprichst, nicht mehr einfach so zu verschwinden.“

„Wenn du mir versprichst, dass unser Kind es schaffen wird.“

„Ich verspreche hiermit feierlich - nein, das geht nicht. Ich kann das nicht versprechen.“

„Jetzt musst du auch weinen. Weißt du Ralf, hier mit dir gemeinsam zu weinen, das tröstet mich.“

„Mich auch.“

 


 Bine sammelt Geschichten zur Entschleunigung

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Schreiben im Juni

Arbeitsplatz im Wohnzimmer
Arbeitsplatz im Wohnzimmer
Schreiben im Miniurlaub
Schreiben im Miniurlaub
Draußen schreiben
Draußen schreiben
Draußen schreiben - jetzt mit Tisch
Draußen schreiben - jetzt mit Tisch

Der Juni war ein guter und produktiver Schreibmonat. Meine Bilder zeigen nur eine Auswahl der Schreibplätze. Das hier soll ja auch keine lückenlose Dokumentation sein, sondern lediglich dazu anregen, selbst nach Plätzen zu suchen, an denen die Inspirationen fließen kann. Schreiben ist eine herrlich mobile Sache.

 

Mein Schreibplatz im Garten ist neu. An dieser Stelle hatten wir noch nie eine Bank stehen, weil hinter der Hecke bis vor kurzem eine laute Straße lang ging. (Es ist die selbe, die auf meinem diesjährigen 12tel Blick zu sehen ist.)

Da kam man gar nicht auf die Idee, dort sitzen zu wollen. Die Straße geht immer noch dort entlang, aber seit eine Umgehung offen ist, finden wir den Lärm erträglicher. Die größte Freude war, dass mir mein Mann und Lieblingstischler für diesen Platz einen neuen passenden Tisch gebaut hat. Jetzt schreibt es sich dort noch besser.

Schreibplatz im Garten
Schreibplatz im Garten
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