Halleluja Hurra - das war mein Jahr

mein Jahr in zwölf Worten
mein Jahr in zwölf Worten

 

 

Januar - Blättern

Das Jahr begann mit einem tollen Auftrag für mich als Historkerin: eine Buchhandlung am Ort wird 125 Jahre alt - ich soll die Festschrift erstellen. Dazu habe ich bis März Zeit. Der Januar ist gefüllt mit Recherchen. Ich blättere mich durch Berge von Akten und Unterlagen.

Nebenbei habe ich meinen Job als Onlinetutorin an der Fernuni Hagen und mein eigenes Studium (Master in Geschichte und Literatur), dass ich für diesen Auftrag pausieren lasse.

 

Februar - Schreiben

Recherchen abgeschlossen, nun geht es ans Schreiben. Der Zeitplan ist eng. Noch nie hat mich eine geschichtliche Recherche so sehr berührt. Wahrscheinlich liegt es an der persönlichen Nähe, die ich zu dem Thema habe. Sowohl zeitlich als auch geografisch berührt es meine eigene Biografie.

Mein Sohn wird 18, was bei einem "Kind" mit Behinderung eine besondere Schwelle ist, nach der gefühlt alles noch komplizierter wird. Es gibt viel neu zu regeln und zu organisieren, ich werde offiziell seine Betreuerin.

 

März - Mist

Die Festschrift geht durch mehrere Korrekturrunden, wird aber von meiner Seite aus fristgerecht fertig. Ich bin stolz. Es steht das halbjährliche Kolloquium in Hagen an. Dort erfahre ich, dass mein Arbeitsvertrag nicht verlängert werden kann. Grund sind Umstrukturierungen an der Uni. Damit hatte ich nicht gerechnet. Der Vertrag läuft im Oktober aus, bis dahin brauche ich etwas Neues.

 

April - Halleluja

Die Gedanken drehen sich im Kreis. Wie soll es weiter gehen? Am liebsten würde ich in einem Museum oder Archiv arbeiten. Aber solche Jobs sind rar, bisher hat nichts geklappt. Ich schreibe schließlich eine Initiativbewerbung an eine Schule, wo ich einmal die Woche ein Ganztagsangebot im kreativen Schreiben gestalte. Jedes mal wenn ich dort bin, fühle ich mich wohl.

Die Bewerbung ist abgeschickt und ich fahre mit einem seltsamen Hochgefühl zu einem Gospelwochenende in Coswig.

 

Mai - Hurra

Ziemlich schnell kommt es zu einem Vorstellungsgespräch und dann werden Nägel mit Köpfen gemacht. Ich kann mit meinem uralten Bauingenieurdiplom als Quereinsteigerin anfangen. Als Lehrerin für Mathematik und Informatik! Ich greife mutig zu.

Das neue Schuljahr beginnt im August. So nutze ich die mir verbliebene Freiheit, um noch ein Präsenzseminar an der FernUni zu besuchen. Es findet in Wolfenbüttel statt und ist ein besonderes Erlebnis. Auch, weil Mano und ich uns treffen können. Ich beginne auch, eine Hausarbeit zu schreiben. Es ist die letzte Hürde vor der Masterarbeit.

 

Juni - Schreiben

Schon wieder! Ich sitze an der Hausarbeit. Aber ich blättere auch in Mathebüchern. Vorfreude und Aufregung wechseln sich ab. Schreiben beruhigt.

Ich entscheide mich, den Vertrag mit der FernUni zu kündigen - damit ich ab August nur für die Schule da sein kann.

 

Juli - Autsch

Eine Woche Urlaub mit meinem Mann in der sächsischen Schweiz. Leider verstauche ich mir gleich am ersten Tag den Fuß

Zu Hause mache ich die Hausarbeit fertig und schicke sie nach Hagen und sitze weiter über Mathebüchern. Der Sommer wird eher nebenbei genossen.

Schön ist die Sommerpostaktion - ich genieße das kreative Kontrastprogramm und die schönen Collagen.

 

August - Lehrerin

Das Schuljahr beginnt. Ich bin nervös, aber auch glücklich und begeistert. Die Arbeit mit den Schülern macht mir Freude. Die Kollegen sind klasse. Was hab ich doch für ein Glück.

 

September - Mathelehrerin

Jemand stellt mich vor: Das ist unsere neue Mathelehrerin. Ich muss überlegen, ob die wirklich mich meinen. Ich unterrichte zwei zehnte Klassen in Mathe und zwei Klassen 4-6 in Informatik. Es ist eine halbe Stelle, die sich für mich wie eine volle Stelle anfühlt. Die Kollegen sagen, das ist am Anfang normal. Ich frage mich: wann soll ich denn meine Masterarbeit schreiben?

(Das Ergebnis der Hausarbeit kommt, ich kann sehr zufrieden sein)

 

Oktober - Ferien

Ich lerne, dass Lehrer mindestens ebenso auf die Ferien warten wie die Schüler. Mir tun die beiden freien Wochen sehr gut. Einige Urlaubstage im Spreewald bei herrlichem Wetter sind das Sahnehäubchen.

Ich beschließe, mich selbst mit der Masterarbeit nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Wenn es in diesem Schuljahr nicht wird, dann eben im nächsten.

 

November - Uff

Um mit Brigitte Reimann zu sprechen: Ankunft im Alltag. Das Lehrerdasein kostet viel Kraft. Ich bin oft müde. Daneben ist jedoch nach wie vor die Erfahrung, dass ich hier genau richtig bin. Wieso bin ich nicht schon viel eher auf die Idee gekommen, mich als Lehrerin zu bewerben?

Ich merke, dass ich alle meine Kreativität in meinen Beruf stecke. Fürs Bloggen zum Beispiel bleibt kaum noch Raum. Die Adventspostaktion kann ich nicht mitmachen. Und so weiter. Mir ist es wichtig, das ich den Schülern den Stoff lebendig mache. Damit sie alles verstehen und bestenfalls sogar mögen. Mathe kann Spaß machen. Trotzdem fehlt mir etwas. Die Kreativität ist eine Kraftquelle, die ich selbst brauche.

 

Dezember - Jawohl

Gleich zu Anfang des Monats muss ich vier Mathestunden hintereinander halten, die hospitiert werden. Das ist sehr aufreibend und hat mit meinem Status als Quereinsteigerin zu tun... Aber gerade diese Situation zeigt mir, dass ich mit ganzem Herzen Lehrerin sein möchte. Jawohl, hier bin ich, ich kann das und der Freistaat Sachsen sollte das bitte auch so sehen.

Ich nehme meine Gedanken zur Kreativität ernst und zeige auf Instagram sieben Engel im Advent, die ich per Gelliprint gestaltet habe. Eigentlich wollte ich ein ganzes Engelheft machen, einige Texte dazu waren schon da. Aber es fehlte an Zeit und Kraft und als dann auch noch mein Laptop den Geist aufgibt, ist es mit diesem Projekt ganz vorbei. (Ihr seht die Engel auch hier, damit dieser Artikel auch als Monatscollage durchgeht. ;)))

Die Weihnachtsferien kommen, heiß ersehnt von Schülern und Lehrern. Das Jahr geht zu Ende. Ich bin dankbar. Sehr dankbar. Und ich freue mich auf 2019. Jawohl.

 


Birgitt sammelt die Monatscollagen. Danke! Und zum Glück macht sie nächstes Jahr damit weiter.

Gelliprint Engel
Sieben Engel im Advent

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Birgitt (Sonntag, 30 Dezember 2018 13:27)

    ...dieses Jahr hatte es für dich ja wirklich in sich, liebe Lucia,
    solch tiefgreifende Änderungen...ich freue mich sehr mit dir, dass du nun angekommen scheinst und deine Aufgabe gefunden hast...mit der Routine wird es von Jahr zu Jahr sicher auch etwas einfacher...ich drück die Daumen, dass der Freistaat das anerkennt und dich das tun lässt, was du gut kannst und dir Freude macht...nun komm gut ins neue Jahr,

    liebe Grüße Birgitt

  • #2

    Beatrice (Sonntag, 30 Dezember 2018 13:31)

    Schöne Idee. Ich mag Deine Engel sehr.
    Ich wünsche Dir und den Deinen für 2019 Gesundheit, Zuversicht, Neugier und Liebe. Herzlichst


    Beatrice

  • #3

    jahreszeitenbriefe (Sonntag, 30 Dezember 2018 19:59)

    Puh..., geschafft... Und es scheint in Sachsen eine Art Virus zu geben, der Junglehrerinnen das Notebook kaputt schießt ;-). Alles Gute für den weiteren Weg, liebe Lucia. Liebe Grüße Ghislana (ich sehe gerade auch kaum Land, melde mich, wenn ich wieder durchsehe ;-))

  • #4

    jahreszeitenbriefe (Sonntag, 30 Dezember 2018 20:01)

    Ach ja, und die Engel! Sehr schön... Ich bin neugierig, wie du sie gemacht hast. Wir werden uns Zeit nehmen bei einem Kaffee... Lieben Gruß Ghislana

  • #5

    mano (Samstag, 12 Januar 2019 11:04)

    ich habe mich auch sehr gefreut, dich zu treffen! deine engel habe ich ja schon auf instagram begleitet und finde sie wunderschön! gut, dass du trotz der vielen arbeit in der schule zeit dafür gefunden hast. ich glaube, man muss sich auch im berufsalltag solche kreativen phasen gönnen!
    auf ein gutes neues jahr!
    mano