Eine komplizierte Definition braucht es nicht. Diese Stelle aus Astrid Lindgrens Ferien auf Saltkrokan (S. 212f) zeigt mir sehr gut, was Kreativität ist.
Und während sie auf Mattson warteten, richteten Melchersons ihr Schreinerhaus für den Sommer her. Sie harkten das Laub auf dem Grundstück zusammen, sie klopften Teppiche und lüfteten das Bettzeug, sie putzten Fenster und scheuerten die Fußböden und steckten saubere Gardinen auf. Niklas wichste den eisernen Kochherd und Johann strich die Küchenstühle blau an, Melcher tischlerte ohne Blutvergießen ein Bücherbord für die umfangreiche Sommerlektüre der Familie und er hängte Bilder, die er aus der Stadt mitgebrachte hatte, über dem frisch getünchten Kamin im Wohnzimmer auf. Malin bezog das zerschlissene Polster des Küchensofas neu mit rot kariertem Baumwollstoff. … „Es ist ein Gefühl, als erschaffe man etwas“ sagte Malin und sah sich in ihrem sommerfeinen Haus um.
Es ist ein Gefühl, als erschaffe man etwas – das ist für mich Kreativität: eine schöpferische Lebensfreude und Lebenskraft.
Diese Fähigkeit dazu steckt in uns allen. Wir haben alle schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Nun ist es leichter, ein Sommerhaus auf Saltkrokan herzurichten, als im grauen Alltag schöpferisch zu sein. Doch gerade da, meine ich, ist das nötig, denn im passiven Trotten durch den Tag geht uns die Lebensfreude schnell flöten.
Wenn wir selbst etwas bewusst tun, ändert sich die Stimmung. (Meist zum besseren!) Ich merke: ich kann mehr als nur konsumieren. Darin liegt nur beschränkte schöpferische Freude. Im Zweifelsfall ist ein selbstgebackener Kuchen befriedigender als ein gekaufter. Wenn mir etwas fehlt, sollte ich mich nicht fragen, was kann ich kaufen sondern: was kann ich tun.
Das ist kein Plädoyer, nun gar nichts mehr zu kaufen. Es ist die Anregung, etwas genauer hinzusehen:
Wo hält sie sich versteckt, meine schöpferische Lebensfreude? Wie kann ich sie herauslocken?
Kreativität ist mein Monatsmotto. Sonja schreibt über
Motivation und sammelt alle Beträge. Nächsten Freitag erzähle ich, wie mir die Kreativität ganz konkret hilft und warum das so ist.
Empfehlung zum weiterlesen: Bei Mima gab es unlängst ein Interview mit Daniel Kulle über das
utopische Potential des Selbermachens
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