Die Sonne kommt - oder warum wir Gedichte brauchen

Neulich hockte ich in einer dieser Besprechungen, bei der man nach spätestens 5 Minuten weggedämmert ist. Früher hatte mich das alles sehr interessiert. Nun wünschte ich mich wo anders hin: nach Hause, zum Schreiben. Am besten ein Gedicht, das wäre sinnvoller.

 

Seltsam. Ein Gedicht für sinnvoller zu halten als eine Sitzung. Als ob ein Gedicht Gewicht hätte.

Ich wunderte mich über meine neue Gesinnung. Hatte mir die Besprechung so geschadet?

 

Wenig später las ich in einem Interview (leider nicht online) Friedrich Schorlemmers Idee für ein 11. Gebot:

Du sollst jeden Tag ein Gedicht lesen, eine gute Musik hören und einen vernünftigen Gedanken fassen.

Mich hatte er damit auf seiner Seite. Nur, wie soll man das bei einer Besprechung vollbringen? Vernünftige Gedanken. Vielleicht. Manchmal. Gedichte lesen? Gute Musik hören? Im Alltag?

 

Wie wäre es, wenn ein Lied das Grau in Grau unterbricht? Schaut euch dieses Video an – dort passiert genau das. Sich vorzustellen: wir gehen ins Arbeitsamt und hören dort Here comes the sun. Echte Sänger, echte Geigen und Flöten. Im Arbeitsamt! Wie die Beamten schauen. Ratlos. Und die Tränen in den Augen der Wartenden. Little Darling, es war ein langer kalter Winter. Aber die Sonne kommt. Ganz bestimmt.

 

Ich weiß jetzt, dass es richtig ist, Gedichte wichtig zu nehmen. Wir brauchen sie wie das wärmende Sonnenlicht.

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    stefanie seltner (Freitag, 07 Februar 2014 08:30)

    lese gerade jeden tag deine gedichte, das ist musik in meinen ohren und das finde ich sehr vernünftig!

  • #2

    jahreszeitenbriefe (Freitag, 07 Februar 2014 16:46)

    das klingt absolut "vernünftig", der liebe herr schorlemmer hat - etwas abgewandelt - einen goethe wieder in mein gedächtnis geholt, den mein vater oft zitierte, und mir war gar nicht bewusst, wie sehr das schon in mein leben eingezogen ist... am besten klappt es mit kunst..., jeden tag ein gemälde anschauen... ich "mustere" bei solchen beratungen..., das geht schön intuitiv, ohne kopf, der passt auf, ob doch was passiert..., in der beratung. merke gerade, ich bin wieder hier und freue mich bei dir zu lesen! herzlich ghislana