Am Morgen - ein Gespräch mit geschickten Worten

 

Am Morgen

 

„ ‚Endlich wieder Herzklopfen – Alles, was sie dafür tun können!’“

„Was?“

„Das steht hinten, auf deiner Zeitung. Was sollen wir denn tun für mehr Herzklopfen?“

„Hmm, warte mal, die fangen bei ihren Tipps mit Walzer tanzen an, mit Verreisen geht es weiter, dann kommen tiefgründige lammfromme Hinweise zur Gesprächskultur.“

„Warum das denn?“

„Ach, jetzt lass mich in Ruhe meinen Artikel weiterlesen. Ich mag Dir das nicht alles auseinander klamüsern.“

„Das war sowieso nicht brauchbar. Kraftloses Gewäsch. Hat mit der Realität nichts zu tun.“

„Lies es doch nachher selbst. Dann kannst du deinen Frieden damit machen.“

 

„Ich brauche solche leichtfüssigen Inspirationen sowieso nicht.“

„Nicht? Schade.“

„Das sagst Du? Du, der doch sonst über allem und jedem schwebt? Willst du jetzt mit mir Walzer tanzen?“

„Was willst du denn?“

„Es ruhig haben, hier in meinem Zuhause.“

„Ich bin gleich weg.“

„Und bis dahin gibst du den Pinguin?“

„Oh, wir sind heut wieder mystisch drauf.“

„Hab du doch mal den Mut, ehrlich zu mir zu sein. Versteck dich nicht immer in deiner Ironie.“

„Na gut, vielleicht ist es ja heilsam für dich. Wenn ich ein Pinguin sein soll, dann bist du meine kleine Elster.“

„Welche Erleuchtung.“

„Du tust immer so verständnisvoll. Aber wenn es um dich geht, bekommst du das Zittern.“

„Vielleicht solltest du jetzt aufbrechen?“

„Ach nein, lieber nicht. Wie wäre es mit etwas Herzklopfen in der Frühlingssonne?“

 

„Ich hab keine Geduld mehr mit dir. Sitzt da wie ein Kantenhocker, stopft sich Mohnkuchen in den Mund und gehört zu den Glückskindern, denen alles gelingt. Und mir gönnst du keine Träume?“

„Alle deine Seelenwege seine Dir gegönnt.“

„Welche Wüste kann dich Kamel aufnehmen?“

„Welche Karawane würde dich mit sich schleifen?“

„Oh, und dabei strahlst du wieder so unschuldig wie auf dieser Fotografie damals. Darauf falle ich nicht mehr rein.“

„Ich habe deine Salbeizunge auch satt.“

„Dann geh doch endlich. Ab in dein beschissenes lila farbiges Museum, wo sie alle so herrlich kongruent sind mit dir.“

Horte du nur weiter deine Animositäten. Vom Kopfkino allein wirst du nicht lange leben können!“

„Hau ab! Hau endlich ab.“

Warum?“

 



Schreibnudel Gitte Härter bat ihre Blogleser: "Schicken sie mir ein Wort." Durch diese Postkartenaktion sind 42 Wörter zusammen gekommen, aus denen Texte gestrickt werden dürfen.

 

Mein Text ist das Gespräch oben. Die Idee dazu war gleich da, das Schreiben bereitete mir größten Spaß. Je mehr die beiden in Fahrt kommen, desto leichter war es, die Wörter einzubauen.

 

Übrigens, mein Wort, dass ich per Postkarte an Gitte schickte, war Elster.

 

Weitere Texte aus diesen Wörtern gibt es hier


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Kommentare: 3
  • #1

    Silke Bicker (Donnerstag, 04 April 2013 12:40)

    Bereitet grinsefixe Momente beim Lesen :lol:!

  • #2

    gabsARTig (Donnerstag, 04 April 2013 15:53)

    Und ich dachte schon, das braucht kein Mensch am frühen Morgen LOL
    Klasse geschrieben!
    LG
    Gabs

  • #3

    Heike (Donnerstag, 04 April 2013 16:48)

    Wunderschönes Gespräch, wenn ich auch nicht in der Haut der beiden stecken möchte ;-)
    Dass Du 42 Wörter so locker integriert hast - Kompliment!
    Heike