Rückblick und Ausblick / Suchen und Finden / Licht und Dunkel

Im Rückblick alles Golden

 

2013, sieht das nicht goldig aus, rückschauend betrachtet? Keineswegs. Ich erinnere mich gut an viele dunkle Zeiten, die ich nicht noch einmal durchmachen möchte.

 

Ins Jahr 2013 ging ich mit der Hoffnung, meinen frischen Bachelor in Kulturwissenschaften anbringen zu können. Endlich würde ich das Baubüro, das mir so gar nicht entspricht, hinter mir lassen können. Ein Jahr später bin ich immer noch dort und doch viel weiter. Meine Bewerbungen waren nicht erfolgreich. Das ist immer noch traurig. Besonders die eine Stelle in Zittau war mein Herzenstraum, der sich nicht erfüllte.

 

Doch kürzlich, als wieder einmal eine Stelle in einem Museum ganz in der Nähe ausgeschrieben war, habe ich eine Bewerbung nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Das lag zum einen daran, dass ein Master und kein Bachelor gesucht wurde. Und es lag am Museum. Wirklich wichtig war mir jedoch in diesem Fall die Erkenntnis, dass ich jetzt gar keinen Vollzeitjob suche. Inzwischen schätze ich meinen Halbtags-Bürojob wieder mehr. Er gibt mir Raum für all das, was mir am Herzen liegt. Die Familie. Mein Fern-Studium. Vor allem aber das Schreiben.

 

Ich habe dieses Jahr eine Stelle als Kulturwissenschaftlerin gesucht und meine Berufung als Autorin gefunden. Nicht, dass ich diese Berufung nicht schon gekannt hätte. Aber wirklich ernst genommen habe ich sie noch nicht. Die Frapalymo-Monate Mai und November waren wichtig. Mein Blog sowieso.

Dann konnte ich einen Kurs im Kreativen Schreiben an der Volkshochschule halten, der mich sehr beflügelt hat. Verschiedene Ideen und Projekte liegen vor mir. Das ist schön und lässt mich gern ins Neue Jahr gehen.

 

Kürzlich traf mich eine Zeile aus Leonhard Cohens Lied Anthem: "There is a crack in everything. Thats how the light gets in." Durch alles geht ein Riss, das Licht scheint dort hindurch.

So gesehen gab es reichlich Licht im vergangenen Jahr.

 

Mein Dank geht an alle meine Leser: ihr seid entscheidend auf meinem Weg. Danke fürs Mitgehen.

Möge uns Allen im neuen Jahr viele gute Begegnungen, Inspirationen und Gelingendes beschieden sein.

Eure Lucia

 

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Freitagsgedicht - Zwischen den Jahren

 

Zwischen den Jahren

 

Norwegen im Großformat:

ich blättere im Kalender 

für 2014

 

Zwischen September

und Oktober ein Werbeblatt:

Die neuen Kalender für 2015

sind da

 

So eilig hab ich es nicht.

Leg den Kalender beseite.

Noch ist 2013!

 


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Die Glocke - eine Weihnachtsgeschichte

Porzellanglocke

„Das da, Schwester, das ist für Sie.“ Sie zeigte auf die Schachtel auf dem Nachttisch. „Ein Weihnachtsgeschenk mitten im Juni!“ lachte sie. Ich lächelte auch. Auch wenn es Kraft kostete. Wir wussten beide, warum sie mir schon im Sommer etwas schenken wollte.

 

Jetzt stehe ich vor meinem Christbaum und packe die Schachtel wieder aus. Zartes Porzellan, eine kleine weiße Glocke an rotem Band. Sie klingelt sanft und zart mit einem klaren Ton. Sie wird einen Ehrenplatz bekommen.

 

Meine Patientin hat alles in Bewegung gesetzt, um mitten im Sommer an diese Glocke zu kommen. Selbst konnte sie nicht mehr einkaufen. Jetzt hängt diese Glocke an meinem Baum, so wie sie es gewollt hatte. Einfach ist das nicht. Die Tränen drücken. Wie unprofessionell. Aber bin ich gerade im Dienst?

 

Da ist immer noch Trauer. Die Beerdigung war vor drei Monaten, gleich nach meinem Urlaub Anfang September. Wieso hat sie mir diese Glocke geschenkt? Damit ich jetzt an sie denke? Was nutzt ihr das jetzt noch? Aber vielleicht tröstete damals der Gedanke, dass ich nun Jahr für Jahr in Gedanken bei ihr bin, wenn ich die Glocke aus der Schachtel hole. Weihnachten hat sie geliebt, das weiß ich. Aber warum? Das habe ich sie nie gefragt.

 

Diese Glocke: ich glaube nicht, dass sie eine so banale Botschaft hat wie: das wertvollste Geschenk im Leben ist das Leben selbst. Obwohl, ist das banal? Ich glaube, neben der Erinnerung an diese tapfere Frau sind es die leisen Töne der Glocke, die mir etwas sagen.

 

Die leisen Töne sind bei meinen Kranken das Wichtigste. Die strenge Organisation unseres Dienstes sagt etwas anderes. Ins Auto, zum nächsten Patienten, berechnet sind die Minuten für jeden einzelnen Handschlag. Für ein gutes Wort oder fürs Zuhören wird keine Zeit veranschlagt. Wir scherzen manchmal: aus unserem Pflegedienst ist ein Express-Service geworden. Galgenhumor hilft. Manchmal.

 

Es ist schwer, nicht in der Routine zu erstarren. Das Anschwimmen gegen diese Geschwindigkeit kostet viel Kraft. Ich verzweifle täglich daran. Diese Glocke sagt mir etwas anderes: vielleicht mache ich es doch richtig. Hätte sie mir sonst dieses Geschenk gemacht?

 


 

Edit: Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, die mir erzählt wurde.

Ich tippte gestern Morgen meinen ersten handschriftlichen Entwurf ab. Gestern Mittag kam ein Freund zu Besuch und schenkte mir  genau so eine Glocke, wie ich sie mir für diese Geschichte ausgemalt hatte! Ein Wunder. 

 

Ich wünsche Euch allen eine Weihnachtszeit voller Wunder, voller Hoffnung und mit einem Ohr für die leisen Töne.

 

Eure Lucia

 

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12tel Blick - der goldene Abschluss

12 tel Dezember
12tel moodbord

Heute gab es hier einen goldenen Abendhimmel - kurz nach 15 Uhr.

Ich habe das genutzt und meinen 12tel Blick ein letztes Mal für dieses Projekt besucht. Ein Jahr! Hier sind alle meine Bilder zu finden.

 

Die Inspirationswand füllt sich zur Zeit langsamer. Ich bin müde und träge...

 

Das Kommen und Gehen, die Phasen der Jahreszeiten und des Lebens: etwas davon hat dieses Projekt eingefangen. Vielen Dank an Tabea für die Idee und die Sammlung.

 

Im nächsten Jahr geht es weiter. Drinnen wird es mein Schreibtisch sein (klar, der Namensgeber für den Blog ist jetzt definitiv dran). Draußen bin ich noch am knobeln. 

 

Was hättet ihr den gern. Wieder Landschaft oder Kleinstadt oder Dorfleben???

 


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Schnappschüsse aus Prag - ein Schreibexperiment

 

das Feuerwerk am anderen Moldauufer, veranstaltet wie zu

unserer Begrüßung

 

der Pianist, der seine fröhliche Musik unterbricht, lange das Handy ans Ohr hält

und anschließend mit steifem Gesicht Memory spielt

 

eine Gruppe Teenager mit älterer Frau in ihrer Mitte wartend an einer Ampel, die Jungs

hampelnd am Bordstein, die Mädels an den vorbei laufenden Männer interessiert

 

Menschen, die durch Stadtplan und Fotoapparat als Touristen erkennbar sind und wir

beide, die genau das zu vermeiden suchen

 

zwei junge Männer an der Straßenecke, die Vivaldi auf dem Knopfakkordeon spielen und im Takt zittern

 

Der Jogger am Moldauufer, der uns auf seiner Tour zweimal begegnet

 

Die Dame am Nachbartisch, die laut sagt, sie will zahlen, bitte, das hätte sie

zweimal schon gesagt

 

das Jazz-Trio, das die Titelmelodie von Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

spielt

 

zwei Männer am Nachbartisch: beide in der einen Hand die Kuchengabel, in der anderen das Smartphone und vor sich die unberührte Sachertorte

 

gestapelte runde und lange Brote hier, Fische in gestoßenem Eis da, Gemüse vom

Bauernhof dort und die Prager, die an diesen Marktbuden anstehen

 

ein Kellner, der uns die tschechische Speisekarte hinlegt, weil wir das Dobry Den

perfektioniert haben

 

schiebende Menschenmassen vor dem großen blinkenden Tannenbaum

 

die Tische und Stühle, die vor den Gasthäusern stehen – im Dezember – und die Menschen, die dort sitzen und sich am Glühwein festhalten

 

viele flackernde Kerzen in roten Hüllen im Dunkel der Tynkirche und keine

Kerze mehr, die noch anzuzünden ist

 

ein Mann, der auf dem Wenzelsplatz große Seifenblasen zaubert und all die Kinder und Erwachsenen, die lachend in die Höhe springen, um sie zu fangen

 

das Café Louvre, welches sich seiner Literatenvergangenheit rühmt und den

heutigen Gästen Papier und Stifte bereit legt

 

heiße Schokolade, die dick und süß vom Löffel tropft

 

Die Asiatin mit Rollkoffer und Umhängetasche bestückt, im Wind mit Stadtplan und Frisur kämpfend

 

ein Mann, der sich mit geduldigem Grinsen über seinem Cafe langweilt, zwei

Frauen neben ihm, die schnattern und kichern

 

Das Prager Straßennetz, aus dem es kein Entkommen Richtung Heimat gibt

 

 


 

Was im November noch als wage Idee galt, wurde letztes Wochenende Wirklichkeit: mein Lieblingstischler und ich waren übers Wochenende in Prag. Die Kinder blieben wohlversorgt daheim – so hatten wir eine seltene und deshalb wertvolle Zeit der Zweisamkeit.

 

Trotzdem wollte ich auch dort schreiben und habe mich der Schnappschusstechnik bedient. Die Idee stammt aus dem Buch Schreiben dicht am Leben von Hanns-Josef Ortheil übers Notieren und Skizzieren. Erfinder des Notierens als Fotografieren ist Peter K. Wehrli, der auf einer langen Zugfahrt von Zürich nach Beirut den Fotoapparat vergessen hatte und begann, Bilder und Szenen mithilfe der Sprache einzufangen.

 

  • Die sprachlichen Bilder sollen knapp und skizzenhaft sein, sie fixieren einzelne Momentstationen während des Unterwegsseins
  • Sie kommen ohne Prädikat aus und wirken dadurch wie eine Andeutung
  • Die bewusste Knappheit macht die Notizen eindrücklicher, es entstehen im Idealfall markante Bilder

 

Soweit die Theorie. Ich nutzte einen kleinen Block (5 mal 5 cm), der mir tags zuvor geschenkt wurde. Sonst ist mein Format mindestens A5. Aber unterwegs war der kleine Block viel praktischer. Mein Ziel war es, jedes Bild auf einer Seite zu notieren. Das klappte auch. Es ging fast so schnell wie fotografieren.

 

Einmal damit begonnen, sah ich viel genauer hin und hielt Bilder fest, die kein Fotoapparat aufnehmen kann. Schwierig fand ich das Formulieren: knapp und dennoch klar und eindrücklich zu schildern ist eine Herausforderung. Genau deshalb war es eine gute Übung. Oben findet sich mein Ergebnis in chronologischer Reihenfolge, etwas überarbeitet und leicht gekürzt.

 

 

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dc garlands - Girlanden

 

 

 

das lied in mir drin - the song inside of me
the song inside of me

 

 

 

Actually, I'm a writer. Now I find myself in a Drawing Challenge. Funny.
Perhaps this is why: first there are images in my head. The images are transformed into letters who wander like garlands on paper. Pictures are always there first. I need them.

Charming tinyWOOLF made me thinking a lot with that topic: garlands. Thanks for that. Look what beautiful garlands are hung out there.

 

This weekend I'm not here, I'll meet you on Monday. Thank you for stopping by.

 

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Eigentlich bin ich ein schreibender Mensch. Nun finde ich mich in einer Drawing Challenge wieder. Lustig.

Vielleicht deshalb: erst sind Bilder in meinem Kopf. Die Bilder wandeln sich in Buchstaben, die wie Girlanden aufs Papier wandern. Die Bilder sind immer zuerst da. Ich brauche sie.

 

Die liebe tinyWOOLF hat mich mit diesem wunderbaren Thema – Girlanden -  zum Nachdenken gebracht. Vielen Dank dafür. Seht euch an, welche herrlichen Girlanden bei ihr aufgehängt werden.

 

Dieses Wochenende bin ich nicht hier, ich treffe euch am Montag wieder. Danke fürs Vorbeischauen.

 

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Kreative Schreibmethode - Klappentext und Autorenporträt

Dichterlesung

Was ich heute vorstelle, löst einen Motivationsschub aus und verändert den Blick auf das eigene Schreiben. Die Idee dazu stammt aus der Praxis:

 

Mein Kurs zum kreativen Schreiben ging letzte Woche zu Ende. Als einen besonderen Abschluss wollte ich mit meinen Teilnehmern eine Dichterlesung abhalten. Jeder sollte dafür etwas schreiben.

Wir alle machten unsere Hausaufgaben und brachten brav einen neuen Text mit.

 

Jetzt bat ich meine Leute, sich den eigenen Text in einem Buch vorzustellen und spontan einen entsprechenden Klappentext zu verfassen. Wir wollten unser Fantasie gebrauchen und ein wenig rum spinnen. Welchen Titel hat mein Buch? Welchen Inhalt? Wie kann ich das kurz und spannend skizzieren.

 

Nachdem wir den Klappentext im Kasten hatten, ging es weiter. Auf dem Buch steht immer auch etwas zum Autor selbst – also machten wir uns jetzt daran, unser eigenes Autorenporträt zu komponieren. Alter, Herkunft, bisherige Werke, der eigene Weg zum Schreiben. „Denkt groß von euch“ bat ich. Das ist schwierig, wir blieben alle bodenständig. Niemand hat sich den Literaturnobelpreis angedichtet.

 

Dann ging es zur eigentlichen Dichterlesung: Jeder wurde von einem Anderen anhand des Klappentextes und des Autorenporträts vorgestellt. Dann nahm der Autor / die Autorin vorn Platz uns las uns den eigenen Text vor.

Es waren gute Texte, die auf diese Weise würdig entfaltet und aufgenommen wurden.

 

Das Ergebnis verblüffte mich: Eigentlich hatten wir alle nur ein bis zwei Seiten mitgebracht, aber nun fühlten wir uns wie Autoren. Im anschließenden Gespräch fanden wir wie von selbst Ideen, wie man das erzählte Leben der Mandaukaserne oder den Text über die Montagsdemo anbringen könnte. Die regionalen Oberlausitzer Verlage suchen solche Miniaturen für Kalenderbücher oder Anthologien. Eine mögliche Veröffentlichung wurde greifbar. Ideen für größere Schreibprojekte kamen auf. Wir waren Autoren, die an sich und ihre Texte glauben.

 

Aus dieser Erfahrung heraus stelle  ich hier das "Klappentext – und Autorenporträtschreiben" als Fantasieübung und Schreibmethode vor. Es motiviert sehr.

 

Das eigene Schreiben bekommt eine große Bühne – und fühlt sich darauf wohl. Es will mehr davon.

 

Also: denkt euch einen Buchtitel aus, einen Inhalt, schreibt einen Klappentext. Vielleicht von einem Buch, dass ihr selbst gern lesen würdet.

Schreibt euer Autorenporträt, schaut euch eure Schreibbiografie genau an. Wie fing es an und wohin soll es euch führen, das Schreiben?

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swanlights - bonusmaterial

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

As Stefanie invited for drawing challenge swanlights,
I started to edit a boring photo from last summer.
The nocturnal result was my contribution.
But this swan in the blood-red water I would like to resubmit. I see now swans everywhere. You too?

 

Als Stefanie zur drawing challenge swanlights lud,

begann ich, ein langweiliges Foto vom letzten Sommer zu bearbeiten.

Das nächtliche Ergebnis wurde mein Beitrag.

Aber diesen Schwan im blutroten Wasser möchte ich gern nachreichen. Ich sehe inzwischen überall Schwäne. Ihr auch?

 

 

blutiger Schwan

Schwäne - überall
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Schwanenlicht - swanlights

swanlights

 

 

Swanlight? Really? Don't you mean starlight?

 

 

It doesn't matter. Swanlight. Starlight.

We are searching for light all life long.

Catch it on, when you see it.

 

 

Yes, I will dance with the starlight like a swan.

 

 

 

 

Meinst du wirklich Schwanenlicht? Nicht Sternenlicht?

 

Das ist doch egal, ob Schwanenlicht oder Sternenlicht.

Nach Licht suchen wir unser Leben lang.

Fang es ein, wenn du es siehst.

 

Ja, dann tanze ich schwanengleich mit dem Sternenlicht.


starlight? swanlights

 

 

 

Stefanie lud zur

drawing challenge swanlights.

Vielen Dank für dieses inspirierende Thema.


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Entdeckungen - Ute Schlerath

Seit einiger Zeit lese ich den Blog das Autors Thomas Wollinger. In letzter Zeit postete er Texte seiner Kollegin Ute Schlerath. Texte, von denen ich hin und weg bin. Lest selbst.

 

(Thomas Wollinger und Kollegen haben das GRAUKO, das Grazer Autorenkollektiv. Gibt es hier bei mir soetwas auch? Ein LAUKO? Ein Lausitzer Autorenkollektiv? Und wenn nicht, müsste man das nicht erfinden?

Mir stellt sich jedoch sofort die Frage: ab wann darf ich mich als Autorin bezeichnen?)

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