Auf der Suche nach Geborgenheit: das Wohnen und ich

Wohnen hat für mich viel mit der Suche nach Geborgenheit zu tun. Häuser sind ein wichtiges Thema in meiner künstlerischen Arbeit. Häuser und ihre Geschichten faszinieren mich.

Deshalb beantworte ich nur zu gern Lottas 12 Fragen zum Wohnen:

 

Beschreibe deinen Wohnort:

 

Wir wohnen in einem Dorf mit etwa 700 anderen Einwohnern nicht weit von Herrnhut, das manche von den Herrnhuter Sternen oder der Herrnhuter Brüdergemeine her kennen. Es ist hier definitiv ländlich, in einer wunderbaren Landschaft. Interessante Städte wie Görlitz, Zittau oder Bautzen sind Teil unserer Heimat, der Oberlausitz.

 

Von Dresden aus fährt man eine reichliche halbe Stunde ostwärts auf der A4 und dann noch einmal eine halbe Stunde auf der Landstraße gen Süden, schon ist man da. (Es gibt Leute, die denken, mit Dresden ist Deutschland am Ende. Da kommt aber noch was!)

Nach Polen und Tschechien ist es von hier aus jeweils weniger als 20 Kilometer weit, Tagesausflüge nach Prag oder Breslau sind also ganz normal. Die Schattenseiten der Oberlausitz möchte ich nicht verschweigen, wenige Jobs und schlechte Bezahlung. So jedenfalls erlebe ich es gerade.

 

Was ist dir bei der Suche nach einem Zuhause besonders wichtig?

 

Wichtig ist es uns, hier in der Region zu bleiben. Trotz der gerade genannten Schattenseiten. Der Platz in der Wohnung muss zur Familie passen – und da die Familie sich ändert und entwickelt, sind wir in den letzten 18 Jahren drei mal umgezogen und denken gerade wieder darüber nach. Inzwischen suchen wir nicht mehr größere Wohnungen sondern wir dürfen uns wieder verkleinern.

Ich selbst brauche Luft zum Atmen, das heißt, etwas Weitblick und Natur um mich herum. Denn auch im ländlichen Raum gibt es enge Straßen und den Küchenfensterblick auf eine Betonmauer statt auf eine Kastanie.

EW 65

 

Welche Wohn-Kompromisse würdest du eingehen und welche nicht?

 

Wir haben in unserer letzten Wohnung mit kinderfeindlichen Leuten in einem Haus gewohnt. Das ist eine Situation, die wir damals durch unseren Wegzug beendet haben und die wir nie wieder wollen.

 

Welchen Raum in deinem Zuhause magst du am liebsten und warum?

 

Ich mag unser Wohnzimmer am liebsten. Zu gern genieße ich ruhige Momente auf dem Sofa, mit anregender Lektüre und einer schönen Tasse Tee. Im Wohnzimmer ist auch „meine“ Ecke, in der mein Fernstudium, mein Schreiben und Werkeln stattfindet. Allerdings frage ich mich, wie ich das nächstes Jahr handhabe, wenn es ans Schreiben der Masterarbeit geht. Mitten im Familientrubel? Am liebsten hätte ich ein eigenes Arbeitszimmer.

 

Wie würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben und wer hat ihn geprägt?

 

Unser Einrichtungsstil ist von zwei Dingen geprägt. Zum einen von Möbeln, die aus der Familie stammen. Das sind keine wertvollen Antiquitäten, aber Dinge mit Geschichte. Der andere prägende Aspekt ist der Beruf meines Mannes: als Tischlermeister hat er vieles selbst gebaut. (Ich sage gern, ich hätte ihn vor allem deshalb geheiratet, weil er mir bei Bedarf neue Bücherregale bauen kann.) Gekaufte Möbel sind bei uns in der Minderheit, die Ärmsten.

 

Lässt du dich gern von Wohntrends verführen oder pflegst du eher deinen ganz eigenen Stil?

 

Siehe oben. Ich denke, ich habe meinen eigenen bunten Stil. Manche Trends finde ich furchtbar. Beispielsweise mochte ich den Kupferhype kürzlich so gar nicht. Aber vieles gefällt mir auch, nur äußert sich das dann eher in einem neuen Kissenbezug oder einer Vase vom Flohmarkt, als in neuen Möbeln. 

Das bin ich in meiner Arbeitsecke. Vorn der weiße Stuhl ist aus dem Friseursalon meines Großvaters.
Das bin ich in meiner Arbeitsecke. Vorn der weiße Stuhl ist aus dem Friseursalon meines Großvaters.

 

Dekorierst du deine Wohnung häufig um oder liebst du eher die Beständigkeit?

 

Soll ich euch was verraten? Zum Saubermachen und Aufräumen motiviere ich mich meist mit einer kleinen Aktion des Umdekorierens. Ein anderes Bild aufhängen, neue Blumen auf den Tisch… So etwas wirkt erst in einem geordneten Umfeld, und schwupp, bin ich am Putzen.

 

Von welchen Möbelstücken oder Wohnaccessoires würdest du dich nie wieder trennen?

 

Das wären vor allem die Erbstücke: mein Schreibtischstuhl, der mal ein Friseurstuhl im Salon meines Großvaters war, das kleine Sofa meiner Großeltern, ihre Uhr, die jetzt bei uns an der Wand hängt… Allerdings weiß ich, wie unberechenbar das Leben sein kann, weil meine Großeltern 1945 selbst alles Materielle verloren haben. Das Leben ist im Ernstfall wichtiger als Möbelstücke

 

Stilechte Glasbausteine, in der Familie umstritten, aber ich mag sie sehr.
Stilechte Glasbausteine, in der Familie umstritten, aber ich mag sie sehr.

 

Welchen Wohnbereich würdest du gern umgestalten, wenn du die Zeit und die Möglichkeiten dazu hättest?

 

Unsere Küche hätte eine Renovierung dringend nötig. Aber da wir übers Umziehen nachdenken…

 

Was fällt dir zuerst ins Auge, wenn du eine fremde Wohnung betrittst?

 

Zu gerne stöbere ich in den Bücherregalen anderer Leute. Bücher ziehen mich magisch an und über Bücher lernt man einander gut kennen.

 

Die Morgensonne erleuchtet "meine" Ecke.
Die Morgensonne erleuchtet "meine" Ecke.

 

Wie sähe dein Wohntraum aus, wenn du die finanziellen Möglichkeiten hättest und regional unabhängig wärst?

 

Persönlich würde ich gern einmal ausprobieren, wie es sich in einer Großstadt lebt, nur für ein paar Monate. Das gleiche gilt fürs Ausland. Das habe ich noch nie getan, es fehlt mir in meiner Lebenserfahrung. Manchmal wünsche ich mir auch, meiner FernUni in Hagen etwas näher zu sein.

Sehr gern würden wir hier in der Oberlausitz etwas Abseits vom Ort und oberhalb am Berg wohnen, mit Weitblick und in Abgeschiedenheit also.

Ach ja, ich könnte es mir auch vorstellen, auf Usedom zu wohnen… Träume sind was Schönes. 

drei Häuser aus Tetrapaks

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Kommentare: 6
  • #1

    Lotta (Mittwoch, 17 August 2016 20:05)

    Oh, das war sehr aufschlußreich...und sympathisch. Deinen Mann hätte ich gern mal ausgeborgt...als Schreiner...versteht sich...;-). Danke fürs Mitmachen! LG Lotta.

  • #2

    jahreszeitenbriefe (Mittwoch, 17 August 2016 22:23)

    Ach wie schön mal bei dir reinzuschauen. Gefällt mir sehr, auch die tolle Bebilderung deiner Antworten... Besonders mag ich den Morgensonnenblick in deine Ecke, und diesen wunderbaren Tisch! Viel Glück bei der Suche nach einem neuen Zuhause... Und ja, gönne dir ein eigenes Zimmer! Herzliche Grüße Ghislana

  • #3

    Birgitt (Mittwoch, 17 August 2016 23:41)

    ...wie schön, mal ein bisschen in dein Zuhause schauen zu können, liebe Lucia,
    der lange Tisch ist wunderbar und für alle möglichen Situationen und Tätigkeiten geeignet...ist das toll, wenn der Mann Möbelwünsche so direkt erfüllen kann...schön auch dein Stuhl mit Geschichte...mein Schreibtischstuhl ist auch von meinem Großvater, er hat darauf seine Buchhaltung gemacht...ich wünsche, dass ihr das passende Zuhause findet, auch mit einem Ort für deine Arbeit und Kreativität,

    liebe Grüße
    Birgitt

  • #4

    Lucia (Freitag, 19 August 2016 08:34)

    Vielen Dank! Mögen Eure Wünsche helfen, dass sich bald das richtige Zuhause findet.

    Lotta: Du machst mich neugierig. Was war denn aufschlussreich?
    Ghislana: Das Foto mit dem Morgensonnenblick mag ich auch sehr, es passiert nur im Hochsommer, das die Sonne bis dahin reicht. Als ich das eines sehr frühen Morgens sah, rannte ich sofort los um meinen Fotoapparat zu holen. Der lange Tisch ist eine Freude, das ist wahr.
    Birgitt: Ja, mit meinem persönlichen Tischler habe ich wirklich Glück. Schön, dass du auch einen "Großvaterstuhl" hast.

  • #5

    mano (Samstag, 20 August 2016 17:36)

    ich mag deinen einrichtungsstil mit selbstgebauten, alten und ertrödelten möbeln und einrichtungsgegenständen sehr. der lange tisch ist wirklich großartig und ich drücke dir alle daumen, dass du deine masterarbeit dort auch ohne eigenes zimmer gut zum abschluss bringen kannst.
    liebe grüße, mano

  • #6

    Astridka (Mittwoch, 24 August 2016 20:45)

    Schön, dass ich dich über diesen Post auch einmal kennen lernen durfte und erfahren habe, dass du in der Lausitz wohnst, einem Teil unseres Landes, der mir sehr gefallen hat ( der Großvater meines Mannes stammte aus Trebus in der Oberlausitz ) bei unserem Besuch im letzten Jahr. Vom Blick auf die Bücher & die Farben auf dem 2. Foto fühlte ich mich sehr angezogen, denn Bücher gehören unbedingt zum Wohnen dazu.
    LG
    Astrid